US-Rocklegende Ike Turner gestorben
Los Angeles (dpa) - Der amerikanische Musiker Ike Turner ist tot. Der Ex-Ehemann der Sängerin Tina Turner starb im Alter von 76 Jahren in seinem Haus in San Diego, berichtet der Internetdienst "tmz.com". Die Todesursache ist nicht bekannt. Nach dem Bruch der Ehe 1976 und den schweren Gewaltvorwürfen seiner Frau konnte Ike Turner nie mehr an seine alten Erfolge anknüpfen. Während Tina Turner ein strahlendes Comeback gelang, kämpfte er jahrelang mit Alkohol- und Drogenproblemen. (aus web.de) (13.12.2007)
Anmerkung: Ich habe ihn vor genau einem Jahr in München bei der "Nokia Night of the Proms" erleben können, quirlig und topp wie eh und jeh ...
"River deep, mountain high" -
für mich eine Art "Hymne", die mich von Anfang an faszinierte,
mit Sucht-Charakter ... zig-mal gehört, erlebt und dabei gebebt.
Wann hat man Tina Turner (1966 noch mit einer sehr jugendlich-hellen Stimme)
je wieder so ekstatisch "schreien" hören? In einem Song,
hinter dem wieder mal der Soundkreator Phil Spector steckte, auch als
Mitautor dieser genialen Nummer. Ich beschränke mich in dieser Rubrik
auf die Zeit des Duos. Sicher wird irgendwann die sowieso einmalige Karriere
der Tina Turner noch gebührend gewürdigt werden ...
Ike Turner wurde am 5.11.1931 in Clarksdale, Mississippi, geboren. Die
Daten von Tina sind in einem Kästchen in der linken Spalte zusammengefasst.
Er wuchs in der Rock'n'Roll-Ära auf, durchlebte den klassischen Delta-Blues,
agierte als DJ und gründete die Rhythm and Blues-Combo "Kings
of Rhythm". Als der Rock'n'Roll in Schwung kam, ging er zunächst
nach Memphis. Später verschlug es ihn nach St. Louis, wo er eine
eigene Revue kreierte, in der er Gitarre und Piano spielte. Tja, und er
engagierte Anna Mae Bullock, die als Little Ann bereits Plattenaufnahmen
vorzuweisen hatte und ihm mit ihrer kraftvollen, agressiven und leidenschaftlichen
Stimme auf Anhieb gefiel. Eine sehr gut gewachsene Frau mit langen, bis
zur Hüfte reichenden langen Haaren und einem hübschen "Katzengesicht"
mit vollippigem Mund. Sie trug wenig Kostüm, schrie, stöhnte,
keuchte ins Mikrophon und wirbelte, stampfte, tobte über die Bühne.
Ein irrer Anblick!
Die Revue scheiterte zwar, doch Ike heiratete Anne Mae 1958. Sie nannte
sich nun Tina. 1960 kam "A fool in love" auf den Plattenmarkt,
eine Komposition von Ike. Den Song schrieb er ursprünglich für
eine andere Sängerin. Doch die kam nicht termingerecht ins Studio
und so übernahm Tina den Part. Mit dem Ergebnis, dass die Platte
in die Top 10 der R&B-Charts und unter die Top 50 der Pop-Charts gelangte.
Das war gleichzeitig der Beginn von "Ika & Tina Turner".
Es kam dann noch das Begleit-Trio "Ikettes" hinzu. Nach weiteren
- kleineren und mittleren Erfolgen auf den Labeln Sue und Warner Brothers
- produzierte Ray Charles mit ihnen die Single "Anything you wasn't
born with". Bei der Arbeit an einem Soundtrack trafen sie auf den
Mann, der den Beginn ihrer Weltkarriere entscheidend beeinflusste: Phil
Spector (der auch viele Erfolge u.a. der Walker Brothers, Righteous Brothers
mit Kompositionen und seinem phänomenalen Soundgewand maßgeblich
prägte). Und sie nahmen "River deep - Mountain high" auf.
Und da hält es mich schon wieder kaum auf dem Stuhl, denn es ist
für mich einer der packendsten Titel, den ich mir vorstellen kann
(wie eingangs erwähnt)!
Der
Song kam sofort auf Platz 3 der englischen Charts und es erschien eine
LP gleichen Titels, die vor Jahren auch als CD veröffentlicht wurde
(Nachtrag 03.06.2008: jetzt wieder erhältllich, z.B. hier ...). Absolut empfehlenswert.
1969 tourten sie im Vorprogramm der "Rolling Stones" und überzeugten
sofort mit der Qualität ihrer Songs und der choreografisch perfekt
inszenierten Bühnenshow. 1971 kam dann die mit Gold ausgezeichnete
"Proud Mary" heraus, die sich von der Original-Version der Creedence
Clearwater Revival (CCR) gewaltig unterschied. Einfach packend! Weitere
Cover-Versionen folgten, wie z.B. "Get back" (Beatles), "I
want to take you higher" oder "Honky Tonk Women" von den
Stones. 1973 folgte dann "Nutbush City Limits", von Tina selbst
geschrieben. Die Show der Turners wurde wegweisend, aber es ließ
sich, alleine schon aus optischen Gründen, nicht verhindern, dass
sie immer mehr auf Tina zugeschnitten war. Für Ike offenbar nicht
so leicht zu verkraften und so bereiteten sie Solo-Projekte vor. Tina
spielte die "Acid Queen" in der "Tommy"-Verfilmung
von Ken Russell und Ike veröffentlichte die "Blues Roots".
Die künstlerische und auch die private Entwicklung liefen auseinander
und 1974 ging die Ehe in die Brüche. Dies war der Start für
Tinas einmalige Solo-Karriere, die ja heute leider mit der Erklärung,
keine Tourneen mehr zu machen, zumindest vorläufig ein Ende gefunden
hat - zum Bedauern ihrer vielen Fans.
Gerd Müller.
 
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