Infos und Kritiken zur Procol Harum-Tour 2003 (27.11.03)


Presseinfo:Tour 2003
"Mitunter habe ich fast das Gefühl, dass es zwei unterschiedliche Procol Harum gibt", erklärt Organist Matthew Fisher. "Die Procol Harum, wie uns langjährige Fans sehen und jene Formation, die ansonsten ganz anders eingeschätzt wird. ´Oh ja, eine wirklich wunderbare Scheibe, warum macht ihr nicht mehr von dieser Sorte`." Fisher war bereits in den Gründertagen dabei und ist nun wieder zurückgekehrt zu jener Konstellation, die den Nukleus der Gruppe darstellt. Berühmt wurde die Band mit ihrem Smash-Hit 'A Whiter Shade Of Pale', einer Nummer 1-Single im legendären ´Summer of Love` des Jahres 1967. Seither gehören Procol Harum zu den wichtigsten und sagenumwobensten britischen Rockbands. Im Februar 2003 erscheint nun ihr zwölftes Album "The Well's On Fire", mit dem die Rocklegende auch im neuen Jahrtausend eigene Duftmarken setzen wird.
Gary Brooker, der 'Commander' für alles und jeden, leitet die Geschicke der Band noch immer von seinem Piano aus und kann sich auf die tatkräftige Unterstützung seiner Begleiter Fisher und Keith Reid verlassen. In diversen Side-Projekten hat Brooker bereits mit Stars wie Eric Clapton oder Bill Wyman gespielt. Jetzt kümmert er sich wieder 100% um Procol Harum. Für ihn dreht sich ausschließlich alles um die Qualität der Songs. "Procol Harum graben nicht in der Vergangenheit oder versuchen, einen angestaubten Blues oder Bebop neu zu reanimieren", erklärt er. "Wir lieben es, uns immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen."
Hilfreich dabei ist speziell die neue Rhythmusfraktion der Gruppe, bestehend aus Bassist Matt Pegg (Sohn des Fairport Convention-Sänger/Bassisten Dave Pegg) and Schlagzeuger Mark Brzezicki, den Fachleute sicherlich aus seiner Zeit bei Big Country kennen. Abgerundet wird das aktuelle Line Up durch den Rock-Veteranen Geoff Whitehorn, der sich schon mit Paul Kossoff bei den Back Street Crawler die Bühne teilte und mit Größen wie Roger Chapman, Elkie Brooks, Paul Rodgers, Roger Daltrey sowie zahllosen weiteren Mitgliedern der britischen Rock-Aristokratie gespielt hat. (Text: Presseinfo)

Der Kanadier Charlie A`Court
Charlie A'Court - seine Website: Mehr ...

Fränkischer Tag Bamberg vom 26.11.2003:
Ich danke der Lokal- u. Feuilletonredaktion des "Fränkischen Tags", Bamberg, für die freundliche Genehmigung zur Übernahme des Artikels. Bitte nutzen Sie den Link zur virtuellen Seite der Tageszeitung - Logo oder mehr ... anklicken.

Auch abgespeckt eine gute Figur

Englische Kultband Procol Harum begeistert Fans beim Auftritt in der Konzerthalle.
Der legendäre Klassik-Rock aus den Sechzigern feierte – wenn auch abgespeckt – am Montagabend in Bamberg Wiederauferstehung. Aber auch mit ganz neuen Songs bewies die in Ehren ergraute Kultband Procol Harum, dass gute Rockmusik alle Moden überdauert.

von Gottfried Pelnasch

Einen geeigneteren Ort hätte sich die Band für ihr Gastspiel in Bamberg nicht aussuchen können: In der Heimstatt der Symphoniker gaben sich die fünf Klassik erprobten Musiker von Procol Harum an der Regnitz die Ehre. Und gar manche auf den Polstersitzen, die sonst Beethoven, Mozart und den Frack gestylten Interpreten huldigen, jubelten an diesem Tag einer Hand voll angegrauter Männer mit langen Haaren zu, deren gewaltige Phonstärken ohne die Kraft aus der Steckdose undenkbar wären.

Dass Procol Harum einst manch jungem Fan den Weg zur „authentischen“ Klassik geebnet haben mögen, erscheint auch heute noch durchaus nachvollziehbar. Zwar haben die Songs ihrer neuen CD „The Well's On Fire“ – immerhin 26 Jahre nach dem letzten „regulären“ Album und zwölf Jahre nach einem wenig geglückten Reunionswerk der Gruppe erschienen – mit den voluminösen Arrangements von einst nicht mehr allzu viel gemein, trotzdem demonstrierten die Mannen um Sänger, Pianist und Frontmann Gary Brooker (Jahrgang 1945) auch im feschen Joseph-Keilberth-Saal nachhaltig ihre Ausnahmestellung in puncto Klassik getränktem Rhythm & Blues.

Düster-verspielte Melancholie, Harmonienreichtum und viel Skurrilität, garniert mit versponnener Lyrik in Texten und Noten: Was pseudointelektuell klingen mag, lässt doch alle mainstreamigen Fastfood-Songs locker hinter sich. Und hat Erfolg: Mehr als 60 Konzerte gaben Procol Harum in diesem Jahr schon in den USA, Japan und Europa – in Bamberg füllte sich die Konzerthalle freilich nur etwa zur Hälfte.

Da ist er also wieder, dieser unverwechselbare Sound mit seinen schwelgerischen Orgelschleifen, der eingängigen Stimme, dem wohltemperierten Klavier. Unterstützt werden die zwei charismatischen Urgesteine Brooker (Gesang, E-Piano) und Matthew Fisher (Orgel) von den Neuankömmlingen Geoff Whitehorn (Gitarre), Matthew Pegg (Bass) und Mark Brzezicki (Drums).

Die fünf harmonieren prächtig miteinander und spielen sich die musikalischen Bälle nicht ohne Augenzwinkern zu. Ein weißhaariger Gary Brooker witzelt zwischendurch ins Publikum und schwärmt, ganz Gentleman, von „romantisch Bamberg“ und den „wonderful Geschäften here“, um gleich darauf wieder beherzt in die Tasten zu greifen und seine über die Jahrzehnte erstaunlich unverbrauchte und auch in den Höhen immer noch treffliche Gesangsstimme zu erheben.

© Fränkischer Tag Bamberg
Gary Brooker "in action" - © Fränkischer Tag Bamberg, Foto Helmut Ölschlegel

Spielfreude pur, die überspringt, auch ohne protzige Streicher-Arrangements eine gute Figur macht und trotzdem nahtlos an die früheren Klangmuster anknüpft. Nicht alles freilich ist Nostalgie, die neuen Songs sind mitunter etwas gewöhnungsbedürftig. Aber derentwegen sind wohl eh die wenigsten (meist ebenfalls ergrauten) Anhänger an diesem Abend erschienen. Nach wie vor sind es die unerreichten Blockbuster, die locken.

Das Beste zum Schluss also. Lange spannten sie uns auf die Folter, kurz vor Toresschluss, nach über eineinhalb Stunden Hochform ohne Pause, rückten sie doch damit heraus: Erst die möwenumkreis(ch)te Hymne vom alten Seebären („A Salty Dog“), gleich darauf der heldenhafte „Conquistador“. Und Punkt 22.29 Uhr, als vorletzte Zugabe, endlich das von allen sehnsüchtig erwartete Opus Magnum aus dem Jahr 1967 – „A Whiter Shade of Pale“. Die Fans waren selig – und sahen sich wieder einmal bestätigt: Procol Harum bleiben unerreicht, selbst wenn sie nicht mehr ganz so taufrisch daher kommen.


24.11.2003 Bamberg - Sehr persönliche Konzerteindrücke von mir ...


23 Fotos Procol Harum live

in der "Sinfonie an der Regnitz"

Was geht wohl in einem Menschen vor, dessen Lieblingsgruppe schon so lange - wenn auch mit einer langen Pause dazwischen - besteht und er hat sie noch nie live erlebt - bis zum 24.11.2003? Gut, 1993 machte Gary eine "Rock meets Classic"-Tour mit großem Sinfonieorchester und weiteren Sängern und das alles erlebte ich in der Oberfrankenhalle Bayreuth. Aber Procol Harum!

Es war ein Wechselbad der Gefühle. Angemessen das Ambiente der eleganten Konzerthalle. Als Vorgruppe spielte der Kanadier Charlie A'Court mit seiner Band. Nicht übel, aber wir in der vierten Reihe und leider nur etwa 500 Fans warteten natürlich auf die Procols..

Um 21 Uhr war es dann soweit: Gary Brooker und seine Mannen betraten unter heftigem Applaus die Bühne. Keine Flackerlicht-Lightshow. Auch im Verlauf des Konzerts solide Lichteinstellungen, die nicht ablenken sondern Stimmung verbreiten wollten und Konzentration auf die tolle Musik "anmahnten". Mit "Shine on Brightly" aus der zweiten LP 1968 (!) begann das Konzert. Rechts an der uralten, mit Rohholz verkleideten Orgel mit der Aufschrift Roland K 7 (wenn ich mich recht erinnere) saß das Urgestein Matthew Fisher, um allem den originalen Touch und Sound zu geben und mit rhythmischen Verrenkungen noch zu verstärken. Mit Gary ist er der einzige aus der Anfangsbesetzung. Und dann noch die jüngeren Semester Geoff Whitehorn, Matt Pegg (im dunklen Anzug mit Hut) und Mark Brzezicki. Zwischen den Stücken erzählte Gary von kleinen Erlebnissen in Bamberg und mit typisch englischem Humor und Schalk in den Augen kleine Geschichten oder Begebenheiten um die einzelnen Stücke.

Und die jetzt wieder taufrischen Erinnerungen verwoben sich in mir mit der realen Live-Wirklichkeit bei Klassikern wie "Homburg" (aha, Matt Pegg lebte es leider nur mit Hut vor ...), "Simple Sister", "Grand Hotel" (> Hotel Ritz), "A Christmas Camel" oder aus der aktuellen CD "An Old English Dream", "The Vip Room" und das viel beklatschte instrumentale "Weisselklenzenacht", eine Komposition von Matthew Fisher. Dann das unvergleichliche "A Salty Dog" mit von der Gitarre gezauberten Möwenstimmen. Fantastisch! Weiter das wunderschöne "Holding On", "Conquistador" und last but not least "A whiter Shade of Pale"...

Herz, was willst du mehr??? Das auf der Bach-Suite Nr. 3 in D-Dur aufbauende Stück hatte 1967 die Gruppe weltbekannt gemacht. Es hat noch nichts von seiner Faszination eingebüßt. Genau wie Garys Stimme, die noch klingt wie damals. Hundertmal gehört? Jaaaaa, vielleicht noch öfter ... Da tauchte ohne Vorwarnung wieder das Gänsehaut-Feeling auf und die Fans bedanken sich mit Standing Ovations. Den Schlusspunkt setzte eines ihrer frühen Instrumentalstücke "Repent Walpurgis" mit den Ave Maria-Anklängen in der Mitte: Ein würdiger und feierlicher Abschluss eines denkwürdigen Konzerts mit langen Schlussakkorden. Nicht wenige stürmten bis zur Bühne, um dieses beeindruckende Opus hautnah zu spüren. Wie ich auch, mit dem Fotoapparat in der Hand. 100 Minuten nonstop waren Vergangenheit, die aber in der Erinnerung noch lange nachklingen werden.

Am nächsten Tag gab es noch eine kleine Überraschung: Es hatte mit einem Poster-Autogramm geklappt. Ein besonderer Dank an die Verwaltung der Konzerthalle.
Gerd Müller

Link zur Konzert- und Kongresshalle Bamberg: Mehr ...

Hier die offizielle Setlist: Underture, Shine on Brightly, Pandora's Box, An Old English Dream, Grand Hotel, A Christmas Camel, Beyond The Pale, Homburg, Shadow Boxed, Holding On, The VIP Room, Weisselklenzenacht, As Strong As Samson, A Salty Dog, Conquistador. 1. Zugaben: Simple Sister, A Whiter Shade of Pale. 2. Zugabe: Repent Walpurgis
(Die Setlists schwanken je nach Tourort oft stark! Siehe offizielle Page. Mehr ...)

Original signiertes Tourplakat:



Andreas Havlik, ein "Whaler", der das Bamberg-Konzert besuchte, schreibt auf der Procol Harum-Page:

"Third time this year we visited a Procol Harum Concert. And yes, it was my birthday. Arrived at Bamberg, a very romantic nice town with a beautiful Concert Hall. There were only seats which was a kind of "back to the roots", since in the early seventies it was usual to have seats at a rock-concert.

Gary Brooker started with some tunes of Ave Maria and The Emperor's New Clothes and lead up to the first song Shine on Brightly. Wow. And here it was again. This incredible, indescribable Procol Harum feeling. And they started to one of the best concerts I ever experienced. Everyone was in an excellent good mood. Gary was talking a lot, he was very cheerful, told about their shopping-tour in Bamberg, where Matt buyed a hat, which he was proudly wearing the whole concert.

After the fourth song, Gary jested: "We don't actually have a setlist tonight. I just don't know what to play right now. Any requests?" I was sitting in the fourth row, so I was shouting loud Christmas Camel - and Gary immediately started with this distinctive piano riff "Da daa da damm damm" - hey, I was sure at this moment, that he knew that it was my birthday, and it was a personal recognition. Ahhh, silly me. Some songs later he started with the same thing, and I thought to myself: well, now I wanna hear something exotic. So I shouted Long Gone Geek (which I seriously love - it was a B-Side of A Salty Dog, as you all know). Oh my God, what a bad decision of me. Gary yelled: "Oh no, who is this guy? Throw him out, call him a taxi!" Haha. Well, I had some other songs in my mind (like Good Captain Clack or In The Wee Small Hours Of Sixpence LOL), but now I felt insulted ... and I kept my mouth shut, hehe. [NB the band played Geek at sound-check in LA, albeit not in the original key]

Back to the concert. Surprisely there were no interval, they played one and a half hour all the fourteen songs and came back to a great first encore, which was followed by a second. It was unbelievable. Great concert, great sound, great everything.

Sorry for my "not perfect" English, but I hope you could imagine, how great it was!!!" Mehr ...


Fotos: Andreas Havlik (Bamberger Konzert). Links Gitarrist Geoff Whitehorn, rechts Matthew Fisher



Neue Presse Coburg vom 27.11.2003 - Procol Harum in Bamberg
Ich danke der Redaktion Feuilleton / Szene für die freundliche Genehmigung zur Übernahme des Artikels. Bitte nutzen Sie den Link zur virtuellen Seite der Tageszeitung - Logo oder mehr ... anklicken


Wunschkonzert für Rock-Kenner

von Rolf Krebs

Furore machte im Jahr 1967 ein Titel, den man eher Opus nennen sollte: "A Whiter Shade Of Pale". Keith Reid und Gary Brooker hatten das Werk kreiert, das seither mehr als sechs Millionen mal über den Ladentisch ging - heutzutage fast undenkbar, diese Verkaufszahl. Und eigentlich musste erstmal eine Band gegründet werden, um vernünftig auf das Stück aufmerksam machen zu können: Procol Harum.

36 Jahre später ist Procol Harum immer noch auf Tournee. Zwischenzeitlich gab es zwar eine mehrjährige Pause, die jedoch schon bald wieder zu einer Reunion führte. Und bis Ende diesen Jahres werden 63 Konzerte mehr zu verbuchen sein. Eines davon stand am Montag in der Bamberger Konzerthalle auf dem Programm. Die fränkische Fangemeinde pilgerte nicht gerade massenhaft dorthin, nur rund 300 Leute verteilten sich im weiten Rund. Ein Garant dafür, dass wohl niemals hätte richtig Stimmung aufkommen können.

Egal, Procol Harum zogen ihr über 90-minütiges Set durch. Eine richtige Setlist gab es allerdings: Es waren vielmehr die Zwischenrufe, die das Programm bestimmten und das Konzert zu einem beeindruckenden Ereignis werden ließen. Ein Ruf, und schon wurde das gewünschte Stück spontan angestimmt. Von jetzt auf gleich, ohne technische Raffinessen, einfach so, ohne groß geprobt zu haben.

Alle Zügel fest im Griff hatte Gary Brooker. The Commander, wie er treffend genannt wird, ist und bleibt Procol Harum, eine personifizierte Band, ein Ein-Mann-Betrieb sozusagen. Daran dürfte sich wohl auch zukünftig nichts mehr ändern, obwohl Matthew Fisher ,Fast-Gründungsmitglied, wieder zur Formation hinzugestoßen ist. Kein Takt geht an Brooker vorbei, keine ach so kleine Handbewegung. Er bemerkt alles, versucht hier und da sekundenschnell einzuwirken und sie gehorchen ihm, die Mitspieler Geoff Whitehorn (Lead-Gitarre), Matt Pegg (Bass), Schlagzeuger Mark Brzezicki und eben auch Matthew Fisher an der berühmten Hammond-Orgel.

Die Lichtverhältnisse waren in der Konzerthalle eher gedämpft, nicht gerade supergut eingestellt. Die Band wurde irgendwie quer auf die Bühne verteilt, was doch eher etwas kahl und dürftig anmutete. Überhaupt, eine richtige Bühnenshow war nicht auszumachen, das Songmaterial steht im Mittelpunkt des Geschehens bei dieser "The well's on fire-Tour 2003". So gab es "An old english dream", gefolgt von "Grand hotel", dem perfekt vorgetragenen "Holding on" und dem neuen Song "The VIP-Room". Eine Gemeinsamkeit gab es natürlich bei allen Stücken: diese famose Orgellastigkeit, ein Charakteristikum von Procol Harum.

Im Zugabenteil folgten der Klassiker "A White Shade of Pale" und "Simple Sister". Mit Standing Ovations wurde das Quintett aus England verabschiedet. Und wie meinte Gary Brooker so schön: "Bamberg - a wonderful romantisch city!". Ebenso wie der Auftritt von Procol Harum.




Neue Presse Coburg vom 21.07.2003
Ich danke der Redaktion Feuilleton / Szene für die freundliche Genehmigung zur Übernahme des Artikels. Bitte nutzen Sie den Link zur virtuellen Seite der Tageszeitung - Logo oder mehr ... anklicken


PROCOL HARUM IM MALZHAUS GEFEIERT

Diamanten der Rockgeschichte

PLAUEN - Was liegt eigentlich zwischen Rom und San Francisco? Ganz einfach: Plauen. So steht's Weiß auf Schwarz geschrieben auf den begehrten T-Shirts zu Procol Harums ,,The wells on fire''-Tour, die zwischen drei Italien-Events und vier Juli-Gastspielen in den USA in vier deutschen Städten Station machte. Dank Malzhaus war Plauen mit dabei. Und so feierten im proppevollen Open-Air- Gelände begeisterte Fans aus Nah und Fern die legendäre Formation um den ebenso legendären Gary Brooker, der auch im klassischen Bereich mit großen Orchestern Akzente setzte. Nun dreht er mit Procol Harum wieder voll auf, ruht sich nicht auf den Tantiemen von ,,A whiter Shade of Pale'' aus, sondern setzt seinen Einfallsreichtum in immer wieder bemerkenswerte Alben um, was ,,The wells on fire'' erneut eindrucksvoll dokumentiert.

Neben den neuen Songs erwarteten die aus allen Himmelsrichtungen anreisenden Fans natürlich auch die als Meilensteine der Rockgeschichte geltenden Procol-HarumKlassiker. Und sie wurden nicht enttäuscht. ,,Wie gut, dass es sie noch gibt: Procol Harum, eine der kreativsten und virtuosesten Progressiv-Rock- Bands der späten 60er. Sie können sich auch heute noch sehen und hören lassen'', freute sich Daniela Wiesner aus Senftenberg, die in Berlin Publizistik, Psychologie und Anglistik studiert, Sie war mit Freunden aus Finsterwalde und Doberlug-Kirchhain angereist und kam kurz nach dem klangvollen ,,Bacon''-Auftakt und der folgenden, kräftig gefeierten ,,Pandorras's Box'' mit einem aus Regensburg angereisten Amerikaner ins Insidergespräch.

Aus dem neuen Album gab's derweil ,,The blink of an eye'', bevor ,,Shine on brigthly'' wieder so allerhand Erinnerungen wach rief. Keine andere Band der Rockhistorie schuf so faszinierend fantasievoll düstere Klanggebilde und so geniale Rock goes Classic- Collagen zwischen Meeresromantik und Melancholie. ,,A Salty Dog'' zwischen ,,Homburg'' und ,,Grand Hotel''. Welch ein Genuss, diese Diamanten der Rockgeschichte live zu erleben, fein geschliffen von Gary Coopers virtuosem Pianospiel und unter die Haut gehendem Gesang sowie den tragenden und prägenden Orgelklängen von Matthew Fisher, der neben Brooker schon zur Gründerzeit dabei war. Kraftvoll die Drums von Mark Brzezicki zum exzellenten Bass, den Matt Pegg ebenso excellent bedient wie Geoff Whitehorn die Gitarre. Gefehlt hat in der hervorragenden Mixtur aus Alt und Neu nur ,,Conquistador'', aber dafür freuten sich die zahlreichen Zuschauer umso mehr über ,,As Strong as Samson'' aus dem exotischen 74er Album, dem mit ,,The vip room'' und dem rhythmisch sehr schönen ,,An old english dream'' zwei aktuelle Titel folgten. Nach dem feurigen ,,Whiskey'', dem 17. und letzten Titel dieser heißen Rocknacht musste das Langerwartete nun endlich sein. Zeit für den ,,Schatten weißer als bleich'', und als die Uhren 14 Minuten vor Mitternacht zeigten, war der Gipfel der Glückseligkeit erreicht. ,,A whiter Shade of Pale'' war der wohl denkwürdigste Augenblick, den Plauen in Sachen Rock-Historie (nach dem Blood, Swet & Tears-Konzert 1995 in der Festhalle) erlebte. Welch ein grandioses Finale des wohl herausragendsten Konzertes, das das Plauener Malzhaus (wo schon so viele Größen gastierten) in seiner 30-jährigen Geschichte erlebte. ,,Wem nicht spätestens bei der ultimativen Hymne ,A whiter Shad of Pale' die Augen feucht werden, der hat einfach kein Herz'', traf die bereits erwähnte Daniela Wiesner den Nagel voll auf den Kopf. Und das Publikum hatte Herz und weit über 2000 feuchte Augen, was auch den Musikern auf der dicht umringten Bühne nicht verborgen blieb. ,,Es war für uns sehr schön in Plauen, ein fantastisches Publikum'', freute sich Gary Brooker im Gespräch mit unserer Zeitung, nachdem Procol Harum mit dem genialen ,,Repent Walpurgis'' aus dem kultigen Debüt-Album im zweiten stürmisch geforderten Dacapo noch einen Glanzpunkt draufsetzte.
JÜRGEN PREUSS, © Neue Presse Coburg.