The Nice - Info




 


 

Gerds Autogrammjuwel
Emerson, Lake & Palmer



Keith Emerson † 02.11.1944 - 10.03.2016

Wieder ist ein begnadeter Rockmusiker abgetreten. Er nahm sich das Leben... Wollte im April auf Japan-Tour gehen. R.I.P.



 

Very nice ...

Ich wundere mich, dass ich nicht eher draufgekommen bin, "meinen" Nice endlich eine ihnen gebührende Juwelenseite zu widmen. Ich besitze ihre LPs und so ziemlich alles, was jemals auf CD (nachträglich) erschienen ist. Damals hatte mich diese neue Musikform wahnsinnig beeindruckt und aufgewühlt ... Und heute? Nicht viel weniger. Meine neueste Anschaffung ist die Anthologie ihrer Plattenfirma Immediate (die auch legendären Gruppen wie Humble Pie, Amen Corner, Chris Farlowe und Small Faces das akustische Leben einhauchte) mit den darauf enthaltenen Cuts, oft erstmals in stereo, sauber herausgeputzt und mit Demos sowie raren Liveaufnahmen angereichert: "Here Come The Nice". Das 3-CD-Set ist eine Ohrenweide. Noch erhältlich über Amazon/Marketplace. Man kann auch in die einzelnen Tracks hineinhören. Diese Veröffentlichung war wieder einmal eine Initialzündung, über diese Gruppe zu berichten. Natürlich gibt es auch noch die offziell erschienenen Alben im CD-Format, unterschiedlich mit Bonustracks versehen sowie diverse Sampler.

Ohne "The Nice" wären Gruppen wie Ekseption, Yes und andere wohl kaum vorstellbar. Nice waren quasi die Keimzelle des Progrock mit klassischem Touch. Klassich nicht nur deshalb, weil sie sich klassischer Kompositionen annahmen und sie einfach genial auf experimentell-rockige Art bearbeiteten. Mit agressiven Improvisationen, verwirrenden Drumeinlagen und wilden Tastentänzen. Dass sie auf allen möglichen klassischen Instrumenten ihr Handwerk perfekt verstanden, ermöglichte ihnen erst das Herangehen an anspruchsvolle Themen und das Ausleben ihrer Ideen. Aber sie haben nicht nur adaptiert, sondern beeindruckende Eigenkompositionen kreiert. In einer rauhen Wildheit und Ursprünglichkeit, ansteckender Spiellaune, Experimentalität - man kann es mit Worten nur unvollkommen beschreiben! Jazzige Arrangements faszinieren bei nicht wenigen Stücken heute noch. "Brandenburger", das das 3. Brandenburgische Konzert von Bach zum Gegenstand hat, entfaltet in der Nice-Version eine völlig eigenständige, packende, tänzerisch-rhythmische Komponente. "America" aus der Westside-Story von Leonard Bernstein, das sowohl in der Mono-, Stereo- als auch in einer Liveversion auf dem 3-CD-Sampler enthalten ist, wurde in atemberaubender Weise völlig neu interpretiert - sehr zum Missfallen des Meisters. In einem Livekonzert verbrannte man nämlich aus Protest gegen den Vietnam-Krieg eine US-Flagge. Bernstein war der Ansicht, damit sei die Gruppe zu weit gegangen und erwirkte ein Verkaufsverbot für dieses Stück. In den englischen Charts konnte sich dagegen das Stück 16 Wochen lang halten.

Auf dem ersten Album "The Thoughts Of Emerlist Davjack" (1967) tummelten sich excellente Stücke wie "Rondo". Diese Komposition könnte glatt als solche von Aram Chatschaturjan durchgehen. "The Cry Of Eugene", himmlisch! Und das kraftvolle Titelstück jubilierte sich chorhaft in ungeahnte Höhen.

Die 2. LP "Ars Longa Vita Brevis" (1968) enthielt eine wunderschöne Bearbeitung der "Karelia-Suite" des finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865 -1957) mit übergangsloser Eigenkomposition "Don Edito Et Gruva" am Ende der 9'12 Minuten. Beeindruckend das über 19-minütige "Prelude" mit dem erwähnten "Brandenburger"-Instrumental. Die Platte war besser strukturiert als die erste Longplay und auch konsequenter in der Umsetzung der Ideen. In diesem Jahr kam aber auch eine Rivalität zwischen Emerson und O'List zu Tage und führte zum Einstieg des Letzteren in die Gruppe "Roxy Music".

Ihre 3. LP "Nice" (1969) enthielt u.a. Liveversionen von "Rondo" und "She Belongs To Me" und das bekannte "Hang On To A Dream".

Die letzte LP "Five Bridges" (1970) war Emersons letztes Werk für The Nice. Es war eine orchestrale Suite, u.a. mit der 6. Symphonie "Pathetique" von Tschaikowsky, dem Brandenburgischen Konzert Nr. 6, der Karelia-Suite und Eigenkompositonen. Allerdings floppte das Album trotz Mitwirkung des Royal Philharmonic Orchestras London. Sicher mit ein Grund, dass sich The Nice trennten.

Wer waren "The Nice"?

1967 formierten sie sich zunächst als Begleitband der amerikanischen Bluessängerin P.P.Arnold für deren Englandtour. Die Band bestand aus - wenn ich den ersten Namen erwähne, ist sicher alles klar: Keith Emerson, der nach der Auflösung von The Nice "Emerson, Lake & Palmer" gründete (siehe Autogrammkarte nebenan).

Emerson wurde am 02.11.1944 in Todmorten (England) geboren. Er war Keyboarder und Pianist. Neben dem Flügel verwendete Keith Emerson auch das Clavinet, Hammondorgel und Synthesizer. Der zweite Mitstreiter war Lee Jackson (Sänger und Bassist, * 08.01.1943), der dritte im Bunde Gitarrist David O'List (* 13.12.1948) sowie Drummer Brian "Blinky" Davidson (* 25.05.1942). Vorher wirkten Emerson und Jackson in der englischen Blueband T-Bones und O'List und Davidson bei The Attack mit. Nach dem Ende der sehr erfolgreichen Arnold-Tournee und guter Kritiken in der Musikpresse für ihre Begleitband beschlossen sie, sich unter dem Namen The Nice zu etablieren. Und wie eingangs beschrieben: Sie waren eine der ersten Bands, die sich konsequent auf das dünne Eis wagten, erfolgreich klassische Musik mit Pop- und Jazzelementen anreicherten und einen eigenen Musikstil schufen. Vor allem durch ihre exzentrischen Liveshows mit psychedelischen Anleihen, in denen sie mit neuen Soundeffekten experimentierten, gewannen sie viele Fans. Im März 1968 wurden sie vom englischen Magazin "Melody Maker" mit dem Attribut "Best British Rock Group" ausgezeichnet.

Nach der 4. LP trennte man sich im März 1970, wie weiter oben angedeutet, wegen unterschiedlicher Auffassungen und Disharmonien in der Gruppe, vor allem aber wegen des nicht sehr erfolgreichen Live-Albums. 1974 planten Jackson und Davidson eine Neuauflage unter dem Namen Refugee, zusammen mit dem Klaviervirtuosen Patrick Moraz (> Moody Blues), die aber nicht von Erfolg gekrönt war. Moraz zog es daraufhin vor, sich der Gruppe Yes anzuschließen. Später wirkte er jahrelang bei den Moody Blues mit.

Gerd Müller


Diskografie (Auswahl)
Disk 1
1. The thoughts of Emerlist Davjack
2. Azrial (Angel of death) Reinhören
3. Sampler for: The thoughts of Emerlist Davjack
4. Flower king of flies
5. Bonnie 'K'
6. Rondo
7. War and peace
8. Tantalising Maggie
9. Dawn
10. The cry of Eugene
11. America
12. The diamond hard blue apples of the moon
13. Daddy where did I come from
14. Little Arabella
15. Happy Freuds
16. Intermezzo from the Karelia suite
17. Don edito el gruva
Disk 2

1. Ars longa vita brevis (Symphony for group and orchestra)
2. Brandenburger
3. Azrael revisited
4. Hang on to a dream
5. Diary of an empty day
6. For example
7. Rondo(69) (Live at Fillmore East, New York)
8. She belongs to me (Live at Fillmore East, New York)
Disk 3

1. America (Live Newcastle '68)
2. Rondo (Live Newcastle '68)
3. The thoughts of Emerlist Davjack (Long Version)
4. Flower king of flies (Alternative Version)
5. Bonnie 'K' (Alternative Version)
6. America (Alternative Stereo Version)
7. Dawn (Alternative Version)
8. Tantalising Maggie (Alternative Version)
9. The cry of Eugene (Alternative Version)
10. Daddy where did I come from (Alternative Version)
11. Brandenburger (Demo Version)
12. Pathetique symphony 4th (Live Fairfields Hall '69)
13. Lt Kije (The Troika) / Rondo (Live Fairfields Hall '69)


1. LP "The Thoughts Of Emerlist Davjack"

Die CD-Neuauflage gab es in verschiedenen Ausführungen. U.a. ohne Bonusstücke, dann mit 11, 13 oder gar 15 Bonustracks. Beispiel:

1. Flower King of Flies
2. Thoughts of Emerlsit Davjack
3. Bonnie K
4. Rondo
5. War and Peace
6. Tantalising Maggie
7. Dawn
8. Cry of Eugene
9. Thoughts of Emerlist Davjack [Extended Version]
10. Flower King of Flies [Alternate Version]
11. Azrael (Angel of Death) [Single B Side]
12. America [Single Version]
13. America /Second Amendment [Extended Version]
14. Diamond Hard Blue Apples of the Moon [Single B Side]
15. Daddy, Where Did I Come From? [Early Version]


2. LP "Ars Longa Vita Brevis "

1. Daddy, Where Did I Come From?
2. Little Arabella
3. Happy Freuds
4. Intermezzo from the Karelia Suite/Don Edito el Gruva
5. Ars Longa Vita Brevis: Prelude
- 1st Movement - Awakening
- 2nd Movement - Realisation
- 3rd Movement - Acceptance "Brandenburger"
- 4th Movement - Denial
- Coda - Extension to the Big Note
12. Brandenburger (3rd Movment) (Single Version)

Auch hier gibt und gab es verschiedene Zusammenstellungen.


3. LP "Nice"

1. Azrael revisited
2. Hang on to a dream
3. Diary of an empty day
4. For example
5. Rondo '69
6. She belongs to me
7. Hang onto a dream (Mono Single Mix)
8. Diary of an empty day (Mono Single Mix)
9. St. Thomas
10. Pathetique symphony 4th
11. Lt Kije (The troika) / Rondo

Auch hier wieder keine einheitliche Setlist bei den Wiederveröffentlichungen.


4. LP
"Five Bridges"

1. Fantasia 1st Bridge/2nd Bridge
2. Chorale 3rd Bridge
3. High Level Fugue 4th Bridge
4. Finale 5th Bridge
5. Intermezzo 'Karelia Suite'
6. Pathetique Simphony No. 6 3rd Movement
7. Country Pie
8. One Of Those People
9. The Thoughts Of Emerlist Davjack
10. Flower King Of Flies
11. Bonnie K
12. Diary Of An Empty Day
13. America
14. Brandenburg Concerto No.6