Vorwort
Wenn ich nur gleich darauf gekommen wäre, dass sich hinter den munteren einfallsreichen Melodien und der fast 5 Oktaven umfassenden Stimme Mika verbirgt ... "Grace Kelly" hat praktisch alle Radiosender erobert. Dezent, aber deutlich wurde ich jetzt von Manfred und Ela im Forum auf einen tollen Musiker aufmerksam gemacht, der jetzt auf der Musicpage locker den "Juwelenstatus" erklommen hat. Und das verdientermaßen. Es kommt wirklich nicht oft vor, dass ein Shooting Star fast überschwänglich nicht nur vom Publikum sondern auch von der Fachpresse gefeiert wird. Bei der Vielfalt an schönen Kompositionen, die er auf seinem ersten Album abliefert, bin auch ich der Überzeugung, dass dies der Beginn einer sehr erfolgreichen Karriere sein wird.
Weil ich nicht nur bekannte oder fast vergessene (Alt-)Juwelen wieder ans visuelle und akustische Tageslicht befördern möchte, sondern für Newcomer oder wenig bekannte Interpreten stets aufgeschlossen bin (> Art Carolina, Holger Saarmann, Porcupine Tree, Oceansize), ist die 101. Juwelenstory Mika gewidmet. Herzlichen Dank an Manfred, der sich der Mühe einer Biografie unterzog. Wer sich noch wesentlich ausführlicher mit Mika beschäftigen möchte, dem sei seine Website empfohlen.Hier ...
Und Amazon, wo schon über 40 (!) Rezensionen sich mit ihm sehr engagiert und fast ausschließlich positiv auseinandersetzen. Reingehört werden kann natürlich auch.
Gerade fiel mir noch die aktuelle Ausgabe vom WOM Magazin in die Hände. Darin ist u.a. folgendes zu lesen:
... dass "Grace Kelly "... als Stinkefinger an die Plattenfirmen gedacht ... war, die mich zu einem Graig David verbiegen wollten." Weiter sagt er, dass fast alle Charaktere das reale Leben inspiriert habe.
Übrigens entwarf er mit seiner Schwester das bunte CD-Artwork. Er führt weiter aus, dass es sich in "Love Today" um eine unterbeschäftigte Prostituierte handelt, in "Any Other World" um eine einäugige Kriegsversehrte und "Billy Brown" verlässt seine Ehefrau für ein schwules Leben in Mexiko. Er habe Spaß, so Mika, absurde Dinge in die Normalität zu überführen, weil das andere Menschen ermutige, anders zu sein. Mika hat auch noch eine kleine Schwester, die indirekt mit in seine Kompositionen einbezogen wurde. Im Song "Lollipop" rappt er mit einem Kinderchor die doch recht zweideutige Zeile "Suckin' too hard on your lollipop ...". Er meint dazu, dass das Stücke ein verkappter Rat an sie ist, nicht zu früh mit dem Sex anzufangen. Und weiter: "Wenn man eine ernsthafte Botschaft dreckig verpackt, verstärkt es sie noch".
Man sieht, dass sich Mikas Gedanken in durchaus zeitkritischen Texten niederschlagen. Und das ist gut so! Gerd - Fotos: © 2007 Universal Music
Biografie
Michael Holbrook Penniman kam am 18.08.1983 in Beirut zur Welt. Dort herrschte jedoch ein erbitterter Bürgerkrieg, der seine Eltern - eine libanesische Mutter und ein amerikanischer Vater - im Folgejahr veranlasste, nach Paris umzuziehen. Die Metropole Frankreichs sollte für die kommenden neun Jahre Wohnort der Pennimans bleiben. Mika begann bereits gegen Ende des dortigen Aufenthalts zu komponieren. Er wird später behaupten, er habe schon damals gewusst, dass das Songwriting sein Schicksal sei.
1992 wurde Mikas Vater dann aber Opfer einer Geiselnahme und entschied sich, nachdem das gerade noch einmal gut gegangen war, mit Frau und Sohn nach London überzusiedeln, wo Mika allerdings unter seinen Klassenkameraden eine extreme Außenseiterrolle einnahm. Er litt sehr darunter, weil ihm auch von den Lehrern keine ausreichende Hilfestellung angeboten wurde und zog sich immer mehr in seine Welt der Musik zurück. "Es geschah zu dieser Zeit, dass mir die Musik so unheimlich wichtig wurde. Und die Musik war es auch, die mir letztlich wieder auf die Beine geholfen hat." Nachvollziehbarer Hauptgrund seiner Probleme waren anfänglich bestehende mangelnde Sprach- und Rechtschreibkenntnisse.
Mika lebte vor allem bei seiner russischen Gesangslehrerin auf, die ihn erfolgreich an diversen Wettbewerben teilnehmen ließ. Seine Performance umfasst inzwischen 5 Oktaven. Und er hatte große Freude am Klavierunterricht. Es dauerte außerdem nicht lange, da wurde er für die Werbung entdeckt: Penniman sang für Orbit-Kaugummis oder die Telefon-Warteschleife von British Airways. Mit 11 Jahren stand er ferner bereits für eine Richard-Strauss-Oper auf der Bühne.
Im Alter von 19 Jahren trieb es Mika dann zunächst zwecks Studium an die School Of Economics. Bereits nach einem Tag exmatrikulierte er sich dort jedoch wieder, um sich stattdessen beim Royal College Of Music einzuschreiben. Im Laufe diverser Partys trat er zudem ungefragt ans Klavier, um seine jeweils neuesten Kompositionen vor Publikum aufzuführen. Dabei entdeckte ihn eines Tages ein Talentscout, der Mikas Sound allerdings nach den Vorstellungen seiner Label-Chefs grundlegend umarrangieren sollte, was seinem Schützling überhaupt nicht gefiel.
Dieser zog sich enttäuscht zurück und schrieb mit GRACE KELLY eine Parodie auf ein Opernstück, das den Plattenbossen verärgert den "Stinkefinger" zeigte, wie die folgende Textzeile belegt: "Shall I bend over, shall I look older/ just to be put on your shelf". UNIVERSAL war allerdings schon kurz darauf bereit, Mika all die künstlerischen Freiheiten zu gewähren, die er sich wünschte. Ein Vertrauen, das der Mann mit den 11 Songs seines Debüt-Albums LIFE IN CARTOON MOTION vollauf rechtfertigte: Ein Ohrwurm jagt den nächsten und es wird überhaupt kein Problem sein, für seinen o.g. Titel, der als Single zum Nummer-1-Hit avancierte, noch den einen oder anderen würdigen Nachfolger zu koppeln.
Mika selbst meint dazu: "Das soll nicht arrogant klingen, aber ich weiß, dass ich eine gute Platte gemacht habe. Ich weiß, dass ich ein Album aufgenommen habe, über das gesprochen werden wird. Ich bin nicht überrascht." Und er bekam äußerst prominenten Rückenwind. Sowohl Brian May (Queen) als auch Elton John outeten sich massiv als Fans des Newcomers. Eine Tatsache, die allerdings zwei Nebeneffekte erzielte, die Mika u.U. nicht unbedingt recht sein mögen: Seither schreibt die Presse ständig voneinander ab, er würde gesanglich an Freddie Mercury und musikalisch an den jungen Elton erinnern. Beide Behauptungen lassen sich m.E. anhand des Albums in keinster Weise belegen. Mika steht künstlerisch durchaus für sich selbst! Die andere Konsequenz dieser Statements ist, dass mancher Rezensent und Musikfreund seither nur allzu leicht Neigung verspürt, den Künstler ohne Wenn und Aber der Schwulenszene zuzuordnen, was meines Wissens nicht nur unbelegt ist, sondern eigentlich auch völlig egal sein sollte. Rein musikalisch betrachtet bin ich mir nämlich - bei aller gebotenen Vorsicht - völlig sicher, - da kommt ein echter neuer Superstar auf die Musikwelt zu!
Manfred Schwanbeck †
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