Konzert 26.10.1977 im Gesellschaftshaus "Hoppenz", Elsterwerda - © Hartmut Helms

Blick zurück - 1984

Aus einem LIFT-Werbefolder.

Dort stand 1984 zu lesen:

"LIFT-Rockmusik populär - traditionelle Hits, Topbesetzung, moderner Sound - das ist die Kurzformel für das aktuelle Konzept von LIFT. Nach einer jazzorientierten Phase entschlossen sich Sänger Werther Lohse und Multiinstrumentalist Till Patzer zu einem neuen vielversprechenden Schritt ihrer rockmusikalischen Entwicklung. Seit Juni 1984 haben sie interessante und in der Rockszene hochgeschätzte Partner: den Keyboarder Michael Heubach sowie den Geiger und Keyboarder Hans Wintoch, genannt Hans die Geige. Michael Heubach, Komponist des Liedes "Wasser und Wein" bzw. so bekannter Werke wie "Che Guevara Suite" und "Tagesreise" spielte bereits in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre bei LIFT. Hans Wintochs furiose Spielweise ist unter anderem von "Reform" und "Kleeblatt" bekannt. Das LIFT-Profil der Achtziger Jahre knüpft an die überaus populäre Liedtradition an - verbunden mit Titeln wie "Scherbenglas", "Nach Süden" sowie "Am Abend mancher Tage" - und gewinnt Dynamik wie auch Kraft aus der neuen Generation elektronischer Tasteninsturmente und Rhythmusgeräte. Werther, schon früher als guter Schlagzeuger bekannt (hörbar auf LIFT- u. Stern Meißen-Langspielplatten), übernimmt jetzt bei LIFT eine Doppelrolle als Drummer und Leadsänger. Trill Patzer prägt, wie schon seit Gründung der Band im Jahr 1973, auch die aktuelle Besetzung durch virtuoses Spiel von Saxophon und Flöte. Wesentlich ist, daß alle Musiker moderne Tasteninstrumente bedienen."




Auf der Rückseite befindet sich der Kalender 1978. Postkartengröße ...


Konzert 26.10.1977 im Gesellschaftshaus "Hoppenz", Elsterwerda
© Hartmut Helms

WerbefolderZwar bin ich nicht Musiker geworden wie in meinen Jugendträumen, aber ich hatte immer mit ihnen auf die eine oder andere Weise zu tun. Eine solche Begegnung wird mir stets als eine besondere in Erinnerung bleiben, denn genau ein Jahr später lebten Gerhard Zachar und Henry Pacholski nicht mehr.

Doch zunächst erlebte ich an diesem Oktoberabend 1977 vor allem hinter der Bühne einfach nur Kumpels, so als würden wir uns schon ewig kennen. Gerhard Zachar und Henry Pacholski waren eher ruhig, während Micha Heubach nur sein Instrument und ständige Witzeleien im Sinn hatte. Wolfgang Scheffler war der Perfektionist und Till Patzer ein Musikus mit Haut und Haaren. Wie stets nutzte ich damals die Gelegenheit, mehr über die Musiker zu erfahren oder einfach nur den Moment zu genießen. Diesen Abend , sowie viele andere, habe ich stets intensiv erfahren und mit Freunden erleben können.

Die Band spielte damals schon fast ausschließlich eigenes Material neben Sachen von Rick Wakeman. Neu im Live-Programm war ein 16-Minuten-Opus ohne Namen, das ein Jahr später der LP "Meeresfahrt" den Titel gab. Die Band spielte sich die Seele aus dem Leib. Heubach und Scheffler brillierten an den Keyboards und hatten sichtlich Spaß, während ein sanft bis entfesselt singender Pacholski der Bandseele ein Gesicht und eine Gestalt geben konnte. Zachar wird mir als der besonnene Dirigent und Ruhepol in Erinnerung bleiben, während Werther Lohse am Konzertende den Gary Brooker gab und uns mit "A Whiter Shade Of Pale" in die Nacht schickte.

aus dem 1978er Jahrgangsheft "MAGAZIN"(Anmerkung Gerd: Wusste ich nicht, dass Werther auch diese Song drauf hatte. Gerade dieser Song zählt zu meinen ultimativen Lieblingssongs - von Gary Brookers "Procol Harum").

Das komplette Konzert hat damals mein "Russischer Freund" (Tonbandgerät Jupiter) mitgeschnitten - 1989 bin ich umgezogen und dieser Mitschnitt ist auf der Strecke geblieben.

Die Gruppe LIFT hatte gerade die Besetzung gefunden, aus der wie aus einem unversiegbaren Quell wunderschöne Songs und tolle Kompositionen entsprangen. Im Zenit ihres Schaffens lieferten sie mit der LP "Meeresfahrt " ein Meisterstück ab, das der Nachfolger nicht mehr toppen konnte, nicht zuletzt auch deshalb, weil mit Gerhard Zachar die Integrationsfigur fehlte, die so unterschiedliche Musikercharaktere bändigen konnte. Auch wenn die Band mit Werther Lohse immer eine adäquate Stimme hatte und hat, den Verlust des Sängers und Texters Pacholski konnte auch er nicht wettmachen.

Im Dezember 1981 hatte ich die Band noch einmal für ein Konzert im Kulturhaus Plessa auf der Konzertbühne. Werther Lohse war jetzt ausschließlich Sänger und an den Drums hatte Frank-Endrick Moll seinen Platz eingenommen - einer mit eher jazzigem Background, was man im Zusammenspiel mit Wolfgang Scheffler deutlich hören konnte. Man lege die damals gerade veröffentlichte LP "Spiegelbild" auf und wird diesen Eindruck bestätigt bekommen. Die Scheibe ist ein Schritt in eine neue Richtung, ohne die alten Traditionen verleugnen zu wollen.

Im Jahre 1987 folgte noch der Longplayer "Nach Hause" - da war Werther Lohse der Einzige aus alten Zeiten und die Platte ein Zugeständnis an den Zeitgeist, die von den Fans nicht wirklich angenommen wurde. Vorher gab's noch die Single "Immerfort", die 1984 als Quartett mit Hans "Die Geige" Wintoch eingespielt wurde.

Die Musik hat die stürmischen Zeiten überdauert und die Stimme von Werther Lohse erklingt immer noch - "und das ist gut so" (in Abwandlung eines Politikerwortes).
Nach einem dieser Konzerte bin ich "Nach Hause" gefahren und nachts dann, ganz allein, habe ich mir doch wieder die "Meeresfahrt" aufgelegt .

Nachtrag:

Als ich 15/16 war, bin ich schon "um die Ecke" zu Hoppenz gegangen (wo ich später Organisator der Konzerte wurde). Nicht zum Tanz, sondern um Gruppen wie Theo Schumann, Uve Schikora, Fred Herfter, Dreiländereck oder die Berolina Singers spielen zu sehen. Dort sah ich auch die Studenten-Combo-Dresden. Sie nannte sich irgendwann Dresden-Sextett und noch später LIFT.

Hartmut Helms.

Meine zweiten Musiksteine mit Live-Konzertberichten könnt ihr hier lesen und sehen: Mehr ...

Danke lieber Hartmut für diese sehr persönlich gefärbten LIFT-Mosaiksteine! (Gerd). Und besonderen Dank für die bisher unveröffentlichten ganz raren Konzertaufnahmen.


Einige Konzertfotos ...



 

Ganz oben links an den Drums - Werther Lohse.
Rechts:
- Gerhard Zachar & Henry Pacholski.
Hier kann ich definitiv sagen, dass das Foto während desMittelsteils der "Tagesreise"
entstanden ist. Die klatschenden Hände weisen auch auf den stampfenden Rhythmus des
Mittelteils hin.
Darunter - typisch Henry Pacholski.
2. Bild von unten
- Wolfang Scheffler, Keyb. & Gerhard Zachar, Bass am rechten Bühnenrand
Unten - Till Patzer mit Flöte & Micha Heubach an den Key's