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KARAT-Rückblick: Interview von "Deutsche Mugge"
mit Konrad "Conny" Burkert, einem Gründungsmitglied, mit äußerst interessanten Antworten ... Hier ... (02.01.2011)



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Ein Bericht von Kurt Wehrs, Berlin,
im Sammlermagazin "Oldie Markt" vom April 1983 - Hier ...
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Meine Autogramme Panta Rhei u. vor Karat -
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Schatzkiste - Teil 7:
"All Star Band '73" - 27.05.06
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Juwelen-Story

Karat - ein klangvoller, einprägsamer Name - und: der Name ist Programm. Hochkarätige Musik, mal rockig, mal sanft. Dass Karat ein Maß für die Feinheit einer Goldlegierung oder die Gewichtsbestimmung von Edelsteinen ist, dürfte ja bekannt sein ...
Die Gruppe um Herbert Dreilich gibt es schon seit 1975 und gehört zu den erfolgreichsten Gruppen in der damaligen DDR. Dreilich war schon 1970 in der Musikszene aktiv und spielte in der Band "Alexanders". 1971 gründete er mit Henning Protzmann und Ed Swillms die Gruppe "Panta Rhei" (übersetzt aus dem Griechischen: "Alles fließt")
.

Dann kam u.a. noch Veronika Fischer hinzu. Die Musik, die sie spielten, war von Jazzrock-Einflüssen geprägt und kam beim Publikum nicht besonders gut an. Veronika Fischer stieg bereits 1973 wieder aus und Henning Protzmann fing an, eine andere Musikrichtung zu konzipieren, die mehr der melodischen Richtung angehören sollte. Ed und Herbert waren von den ersten musikalischen Versuche überzeugt und im Februar 1975 war schließlich das Sextett komplett, nachdem noch Hans-Joachim Neumann als zweiter Sänger, Gitarrist Ulrich Pexa und Percussionist Konrad Burkert hinzu kamen. Sie nannten sich KARAT. Bereits im folgenden Jahr ersetzte man die letztgenannten durch Bernd Römer und Michael Schwandt. Neumi landete ein Jahr später bei der NVA und KARAT machten mit einem Sänger, eben Herbert Dreilich weiter.
Die Leipziger Volkszeitung beschrieb den Beginn in einer Pressemeldung "K...!" vom 31.12.2005 so:

"Die Idee zum Namen hatte Ende 1974 Ulrich Pexa, der zusammen mit Henning Protzmann (Panta Rhei) eine neue Band gründen wollte. Die beiden nahmen sich Hans-Joachim "Neumi" Neumann, der der erste Sänger wurde, Conny Burkhard und Christian Steyer dazu. Als Steyer lieber bei der Uwe-Schikora-Band bleiben wollte, holte Ulrich Pexa als Keyboarder Ullrich Swillms, der Herbert Dreilich mitbrachte. Beide kannten sich von "Panta Rhei". Als "Neumi" zur NVA musste, wurde Herbert Dreilich der Sänger."
1978 veröffentlichte Amiga-Schallplatten die erste LP von KARAT mit Kompositionen aus den letzten drei Jahren, darunter das geniale "König der Welt". Das zweite Album erschien 1979: "Über sieben Brücken" und enthielt, wie der Titel verrät, den Song, mit dem man die Gruppe bis heute am meisten identifiziert. Einen ursprünglich für einen TV-Film von Ulrich "Ed" Swillms geschriebenen Song. Das gewaltige künstlerische Potential dieses wunderbaren Stückes bekam im Westen Peter Maffay zu Gehör. Er nahm diesen Song auf und viele meinten, es sei ein Stück von ihm. Auf der LP waren u.a. noch das wunderschöne "Auf den Meeren" und vor allem "Albatros", der die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit symbolisierte:

1979 begann die Band ihre erste Westtournee - in (West-)Berlin.

Bereits 1980 erschien ihre dritte LP "Schwanenkönig". Neben dem etwas sentimalen Titelsong (der durchaus polarisieren kann, doch eine wunderschöne, traurige Ballade ist - nach dem Tod von Herbert Dreilich wurde sie in diesem Zusammenhang oft genannt), sind noch weitere unvergessliche Songs enthalten, wie das wahnsinnig stimmungsvolle "Magisches Licht", die instrumentale und gesungene Version von "Le Doyen". Für mich ist die gesungene Fassung ein wahres Juwel, ein kleines Kunstwerk - sowohl von der Melodie und besonders vom poetischen Text her gesehen. Die "Tiefsee", geheimnisvoll "inszeniert" und das muntere "Narrenschiff". Nicht zu vergessen der "Tanz mit der Sphinx" ... Ed zog sich

langsam von den vielen Liveauftritten zurück - aus gesundheitlichen Gründen, wie es damals hieß. Von 1981 bis Anfang 1984 teilte er sich die Arbeit an den Keyboards mit Thomas Natschinski, komponierte aber weiter für KARAT. Ab März 1984 agierte Thomas Kurzhals. Im sagenhaft gut recherchierten Buch "Geschichten vom Sachsendreier" (Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag, über 400 Seiten) berichtete Henning Protzmann vom "Übergang" Thomas Natschinski zu Thomas Kurzhals:

"Kurzhals habe ich abgeworben. Da Ed nicht mehr so oft spielen wollte, hatten wir zunächst Thomas Natschinski in die Band geholt. Dieser Tausch war sowieso nur für einen bestimmten Zeitraum geplant. Es ergab sich aber, dass Natschinski mit Gaby Rückert zu einem Festival nach Villach (Anm.: Österreich, Kärnten) geholt wurde. Da standen wir auf dem Schlauch, hatten Verpflichtungen in Ost und West ... Ich konnte also verstehen, wenn das Kulturministerium sagte, wir sollen zu den Tagen der DDR-Kultur in der Tschechoslowakei präsent sein. Das habe ich schon verstanden und das war auch mein Problem, dass ich immer zwischen der Band und der Administration stand. Der Ed wollte nicht, ich habe aber gedacht, die Band muss spielen. Da hat mir die Agentur gesagt, wer Reisekader ist, nämlich Andreas Bicking zur Hälfte und Thomas Kurzhals ganz. Und da er sowieso ein Supertyp war und ich ihn schon kannte, blieb mir gar nichts weiter übrig. Ohne eine Riesenbandbesprechung einzuberufen, habe ich ihn eingekauft. Für große Diskussionen blieb auch gar keine Zeit, denn wir hatten Verträge. Das sind die Hintergründe, von denen niemand was wußte, was letztendlich zu Reibereien geführt hat. Kurzhals hatte ein viertel Jahr Zeit, ist völlig in Swillms' musikalische Haut reingeschlüpft, hat so wunderbar gespielt und danach sogar noch eine Single gemacht - "Hab den Mond mit der Hand berührt/Hallelujah Welt" - da dachten alle, so hätte Swillms geschrieben haben können. ..."

Ed ließ 1982 das in seiner Geschlossenheit und Ausgefeiltheit wohl beste KARAT-Album folgen:

"Der blaue Planet"
. Der Titelsong passte optimal in die damalige politische Lage, in die Friedensbewegung und warnte vor einem Untergang der Erde durch Neutronen- bzw. Atombomben. Appellierte eindringlich an die Eigenverantwortung der Menschen.

Die Auftritte von KARAT bei der DDR-Kultsendund "Rock für den Frieden" u.a. mit diesem Titel waren legendär! Für diese LP, die auch unter die ersten 10 der LP-Charts im Westen kam, kassierten sie dort eine goldene Schallplatte für 250000 verkaufte Scheiben. Ein weiterer Hit war "Jede Stunde" mit stampfendem Rhythmus und einem sehr guten Text, an dem Herbert Dreilich neben Norbert Kaiser stark beteiligt war. In der Hauptsache war es aber der Texter und Journalist Norbert Kaiser, der den wunderbaren Ed'schen Kompositionen erst das poetische Leben einhauchte, das Karatsongs so einmalig und so unvergesslich/-gänglich machte. Kaiser studierte übrigens Geschichte und schrieb schon in jungen Jahren Gedichte ...
Ein schöner, rockiger Song mit Schlagercharakter waren die "Blumen aus Eis". Aber ich hebe es mir bewusst zum Schluss auf:

Was die Band mit den beiden letzten Songs kreierte, war beispiellos genial. "Die Gefährten des Sturmwinds". Ein hammerstarkes Lied, das sich von der anfänglichen Sanftheit langsam bis zu einem furiosen Schluss steigert, mit einem sanften Ausklang wie zu Beginn. Mit herrlichen Dynamiksprüngen dazwischen. "Wie weit fliegt die Taube", praktisch eine Fortsetzung des Titelsongs. Mit dieser LP hattenCD "Der blaue Planet" KARAT ein Meisterstück abgeliefert und die lange Produktionszeit war äußerst gut angelegt. Gut, vergessen: "Der Spieler", bei dem Ed sein einziges Lied für KARAT sang. Gelungen auch der instrumentale Einstieg mit "45-01" bei Livekonzerten zunächst vom Band: Einzeln betraten die "Karatler" zu diesen Klängen die Bühne und spielten dann live weiter. Ein kleines Erlebnis am Rande: Wohl 1983 im Discostudio Schnaid bei Bamberg. Herbert kündigte die "weiße Taube" an. Thomas Natschinski fing zu spielen an und spielte mehrmals den gleichen Anfang, sozusagen im Kreis herum. Hörte dann abrupt auf. Dann ging das Bühnenlicht an und Herbert meinte zu seinem Mann am Mischpult, dass er mehr Licht zugeben solle, weil Thomas sonst die Noten nicht sieht. Sprachs und schon konnte es fehlerlos weitergehen.
10.11.1984: Karat in Schnaid bei Bamberg mit dem damaligen Karat-Haupt-Fanclub Essen
Im November 1984 entstand im damaligen Disco-Studio in Schnaid bei Bamberg das Foto (rechts) mit Herbert, als der schon lange aufgelöste Karat-Hauptfanclub Essen so weit her ins Frankenland fuhr ... für mich (rechts auf dem Foto) war die Begegnung eine Sternstunde. Damals sang Herbert übrigens eine englischsprachige Zugabe, "Let it be" (Beatles). Thomas Kurzhals bediente bereits die Keyboards.


Fortsetzung rechte Spalte

 

 

Christian Reder (Deutsche Mugge e.V.) verfasste eine ausführliche Rezension zur Doku-DVD "Albatross (Eine Band erzählt ihre Geschichte)". Empfehlenswert, weil sie sehr ausführlich auf die Geschichte der Band und vor allem auf Herbert Dreilich eingeht, der am 5. Dezember 2012 70 Jahre alt geworden wäre:

Bitte anklicken!

 


Fortsetzung linke Spalte:

Nach der LP "Die sieben Wunder der Welt" und der fantastischen Live-Doppel-LP zum 10-jährigen Bestehen der Gruppe (von der es leider nur Auszüge auf der CD "Tanz mit mir! Live" gibt). Eine Zäsur für die Band bedeutete nicht nur der Ausstieg von Ed Swillms, der Einstieg von Thomas Kurzhals, sondern auch der Abgang von Basist und Manager Henning Protzmann unter etwas dubiosen Umständen. Ich muss immer wieder im Nachhinein feststellen, dass Henning ein großartiger Bassgitarrist war, der bei jedem Liveauftritt "sein" Solo hatte - mit erregend schönen magengrubenverdächtigen Einlagen. Einfach virtuos. Christian Liebig von der Gruppe Engerling wurde nach dem Abgang von Henning engagiert und 1986 kam die "Fünfte Jahreszeit" heraus. Ed war nicht mehr der (fast) alleinige Komponist dieser Werke. Dreilich und Kaiser ließen u.a. mit der "Glocke Zweitausend" aufhorchen. Von Thomas Kurzhals war die Single "Hab den Mond mit der Hand berührt" dabei.

In der Wendezeit 1989 entstand das fast vergessene Werk "... im nächsten Frieden" - mit Produzent Burkhard Brozat. Eine knapp über 30-minütige LP/CD. Peter Maffay und Herbert Dreilich sangen gemeinsam die "Sieben Brücken" in einer schönen Neuaufnahme. Komposition und Text der übrigen Lieder teilten sich Brozat und Dreilich. Bei "Immer so" stammte die Musik von Thomas Kurzhals. Ich fand die CD wirklich nicht übel, aber sie wurde einfach zu wenig gekauft und ging im neuen gemeinsamen West-Ost-Musikmarkt unter. 1991 erschien "KARAT". Es wirkten auch zwei Gastmusiker mit: Adrian Askew und Dieter Faber. Fast durchweg Kurzhals/Dreilich-Kompositionen, die mich nicht vom Hocker rissen - mit Ausnahme eines Liedes von Thomas Natschinski (Musik) und Heinz Kahlau (Text): "Sei nur du". Einfach wunderbar, sowohl von der Interpretation durch Herbert als auch vom Arrangement her. Vom Text und der schönen Melodie sowieso.

1995 folgte die CD "Die geschenkte Stunde", bereits mit dem neuen Keyboarder Martin Becker, da Kurzhals wieder dem Ruf zu Stern Meißen folgte. Und Martin mischte bei allen Songs kräftig mit.
"Balance" wurde 1997 eingespielt - für mich eine tolle CD mit schönen Kompositionen und Texten, wie z.B. "Vielleicht", "Der Ozean" (ein Hit!), "Niemandsland" usw.

Im Oktober 1997 erlitt Herbert auf offener Bühne einen Schlaganfall, der für die Band und ihre Fans ein Schock war. Er erholte sich aber mit eiserner Disziplin und fortan war der Song "Mich zwingt keiner auf die Knie" mit besonderer Symbolik für ihn behaftet. Das kam bei den folgenden Konzerten immer sehr deutlich zum Ausdruck. Zum 25-jährigen Jubiläum kam die CD bzw. Doppel-CD "Ich liebe jede Stunde" heraus, ein Sampler mit drei neuen Kompositionen von Herbert und einer Neuaufnahme von "Jede Stunde". Am 9. September 2000 wurde vom Jubiläumskonzert "25 Jahre KARA") ein denkwürdiger Livemitschnitt (VHS-Kassette und 2005 als gekürzte DVD) vor einer Riesenkulisse auf der Berliner Wuhlheide aufgenommen. Mit rührenden Auftritten der Karatkinder. Und bereits hier sang sich Herberts Sohn Claudius mit "Abendstimmung" in die Ohren der Anwesenden. Ich selbst war hin und weg über die Ähnlichkeit in Stimme und Aussehen mit Herbert. Herberts Freund Peter Maffay war zusammen mit seinem Schlagzeuger ebenfalls vertreten.
Besonders schön die "Sieben Brücken" in einer Long Version zum Schluss des Superkonzerts.

Es gäbe noch vieles zu berichten, was den Platz auf einer Website aber sprengen würde. Sicher stellte für Herbert die Mitwirkung in der MDR-Show "José Carreras Gala 2000" einen besonderen Höhepunkt dar. In dieser Benefizsendung zugunsten Leukämie kranker Kinder sangen der weltberühmte Sänger José Carreras sowie Peter Maffay mit Herbert Dreilich zusammen den Karat-Erfolg "Über sieben Brücken".
(siehe Foto rechts).
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Was ab Herbst kam, ist ja bekannt. Herberts Krebserkrankung, der er am 12.12.2004 erlag. Und seit April 2005 ist Claudius der Sänger von KARAT - mit großem Erfolg! Seit einigen Monaten macht die Witwe von Herbert, Susanne Dreilich der Gruppe die Namensrechte streitig, die sie von ihrem Mann vererbt bekam. Eine Gruppe ohne Namen? Am 29. Dezember lüftet sich bis zu einem möglichen Urteil in einem Gerichtsverfahren der Vorhang. In unseren Herzen wird die Gruppe immer KARAT heissen, egal, wie sie sich nennen darf ...

Gerd Müller.

 

Karat auf dem Titelbild vom Oldiemarkt-Sammlermagazin April 1983

Foto: Oldie Markt


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