Wie alles begann ...
Andy Bown (* 27.03.1947, voc, keyb), Peter Frampton (* 22.04.1950, g,
voc), Andrew Steele (dr) und Gary Taylor (b, voc) gründeten Anfang
1965 in London eine Band und nannten sie "The Herd".
Ach so, vielleicht nicht ganz uninteressant, dass Frampton in seiner Schulzeit
mit David Bowie (!) Musik machte ...
Herd tingelten zunächst wie viele andere Bands mit wechselndem Erfolg
durch Londons Clubszene. Glück hatten sie schließlich, als
sie einen Plattenvertrag bei Parlophone erhielten. So konnten sie denn
ihre ersten Studioaufnahmen einspielen. Die drei Singles, darunter auch
die Jagger/Richards-Komposition 'Too Much In Love' brachten nicht den
erhofften Durchbruch. Bis dahin kannte ich die Gruppe nicht mal dem Namen
nach. Das sollte sich bald ändern, als sie die Plattenfirma wechselten
und das Autoren-Team Ken Howard und Alan Blaikey (Dave Dee, Dozy, Beaky,
Mick & Tich sowie Honeycombs) für sie komponierte. Nahm "I
Can Fly" noch nicht die Charts-Hürde, so kam die aufwändig
orchestrierte Komposition "From The Underworld", die mit düsteren
Glockenschlägen begann, im November 1967 bis auf Platz 6. "Paradise
Lost" war nicht ganz so erfolgreich, aber "I Don't Want Our
Loving To Die" hüpfte im Mai 1968 bis auf Platz 5 in Großbritannien.
Ich finde übrigens die beiden letztgenannten Aufnahmen nach wie vor
beeindruckend. Besonders die jazzigen Elemente bei "Paradise Lost"
beleben die Aufnahme ungemein.
Faszinierend: "Sad" (der "Air" von Johann Sebastian
Bach entlehnt). Die Interpretation durch Gary mit seiner jungen Bariton-Stimme
geht unter die Haut!
Aber nicht nur in Großbritannien machten sie als Teenyband mit neuen
Ideen auf sich aufmerksam, auch in anderen westlichen europäischen
Ländern stürmten sie die Hitparaden. So ganz nebenbei wurde
der gut aussehende Peter Frampton zum 'Gesicht des Jahres 1968' gekürt
(im obigen Foto steht Peter Frampton). Neben Frampton stach vor allem
Andy Bown als Sänger und Komponist hervor, der auf dem Album 'Paradise
Lost' im Februar 1968 mit Swinganleihen experimentierte.
Frampton steigt aus ...
Am 08.03.1968, also kurz vor seinem 19. Geburtstag gab Peter Frampton
bekannt, dass er die Band verlassen möchte, um mit Steve Marriott
Humble Pie zu gründen. Frampton wollte einfach mehr in den Vordergrund.
Als ihm das nicht gelang, verließ er im Herbst 1968 die Gruppe und
wurde Mitbegründer von Humble Pie zusammen mit Steve Marriott. Aus
gesundheitlichen Gründen verließ Andrew Steele im Sommer 1968
die Band. Jahre später wirkte er bei Produktionen von Stealers Wheel
und Doggerel Bank mit. Sein Weggang beschleunigte die unruhigen Zeiten
bei 'The Herd': Der auch heute noch sehr bekannte Drummer Henry Spinetti
kam für Steele.
Da
waren's nur noch Drei. Sie veröffentlichten Ende 1968 die letzte
Single 'The Game' und trennten sich, weil der Erfolg ausblieb. Der letzte
Auftritt war am 1.2.1969 in Brentwood Petes.
Die Solopfade von Peter Frampton ...
Peter wollte zunächst bei den "Small Faces" einsteigen,
doch konnten sich die Bandkollegen von Steve Marriott mit dieser Idee
nicht anfreunden. Daraufhin stieg Mariott bei den Faces aus und gründete,
wie oben erwähnt, mit Frampton "Humble Pie". Von der Kritik
wurde die neue Band wohlwollend als "Supergruppe" bezeichnet.
Die Verkaufszahlen waren zwar auch nicht das gelbe vom Ei, doch die Gruppe
machte sich sich vor allem in den Staaten als Live-Act einen guten Namen.
Der britische 'Melody Maker' schrieb dann auch prompt von "der besten
Livegruppe der Welt". Die Live-LP "Rockin' the Fillmore"
zeigt die Gruppe in absoluter Bestform. Als Frampton allerdings die musikalische
Richtung von Humble Pie zu einseitig schien, stieg er nach diesem Album
aus und wurde Solist.
Zwischenzeitlich brachte er drei Alben heraus und spielte u.a. bei George
Harrison oder Harry Nilsson. Der Erfolg stellte sich erst 1976 mit dem
Album "Frampton Comes Alive" ein, das ein phänomenaler
weltweiter Verkaufserfolg wurde (meistverkauftes Rockalbum aller Zeiten)
und heute Kultstatus genießt. Einige Single-Auskopplungen: 'Do You
Feel Like We Do', 'Baby, I Love Your Way und 'Show Me the Way'. Es hagelte
Auszeichnungen ("Rolling Stone Artist Of The Year 1976"), Preise
und auch Geld, da Framptons Konzerte auf Jahre hinweg ausverkauft sind.
Sein Erfolg ließ auch noch den Studionachfolger "I'm In You"
und die gleichnamige Single die Nr. 1 der Charts erklimmen.
Die Jahre danach waren lange nicht so glücklich, denn Frampton wurde
immer am Erfolg seines tollen Livealbums gemessen. So war er froh, als
ihn sein alter Schulfreund David Bowie 1987 anruft, um ihn an den Aufnahmen
zu "Never Let Me Down" zu beteiligen. Anschließend spielt
Frampton als Gitarrist bei Bowies "Glass Spider World Tour"
mit. Fast 20 Jahre danach legte er mit einem Vol. II (1995) gleichen Titels
nach, konnte jedoch an den legendären Erfolg nicht anknüpfen.
In den Neunzigern spielte er für Bill Wyman sowie in Ringo's (Starr)
All Starr Band und machte wieder eigene Tournee in den U.S.A.
2001 wurde er als Kandidat für eine Grammy-Nominierungen
für den Soundtrack zu "Absolute Beginners" gehandelt. Die
Auszeichnung ging zwar an Metallica, doch Frampton gab dies Auftrieb,
um 2003 endlich wieder ein neues Studioalbum herauszubringen: "Now".
2003 sagte Frampton in einem Interview, er sei endlich da angelangt,
wo er schon immer hinwollte. Er werde akzeptiert als Gitarrist, als Musiker
und Songschreiber. Er arbeite weiter an sich und versuche besser zu werden.
Gitarre zu spielen sei eine Lebensaufgabe und "er werde sicher nie
so gut, wie er gerne sein möchte."
Was machten die übrigen Herd-Mitwirkenden?
In geraffter Form: Bown, 1968 Mitwirkender beim Pink Floyd-LP-Projekt
'A Saucerful Of Secrets', nahm einige Solo-Platten auf, die nicht besonders
einschlugen. Mit Spinetti spielte er bei Judas Jump und ist auf Produktionen
von Tim Hardin, Mike Hugg und Jack The Lad vertreten. In den 80er Jahren
gehörte er zur Studioband von Roger Waters und zum Umfeld der Gruppe
Strange Advance. Gary Taylor arbeitete als Radio-DJ, kooperierte 1971
erneut mit Steele unter dem Namen 'The Herd' bei der Single 'You've Got
Me Hanging From Your Loving Tree' und spielte zeitweise bei Wreckless
Eric, Yellow Dog und Family Dogg. Er wurde immer wieder mit Stealers Wheel
in Verbindung gebracht und schloss sich schließlich der Popgruppe
'Fox' ('Only You Can?') um die Sängerin Noosha an. 1978/79 spielte
er in der Begleitband von Gerry Rafferty. Steele verdingte sich als Sessionmusiker
und wurde für einige Jahre Mitglied in der Tournee-Band von Neil
Sedaka. Andy Bown ist seit vielen Jahren immer wieder im Umfeld von Status
Quo zu finden, auf Platte als auch auf der Bühne (Danke Michael für
die Ergänzung im letzten Satz! 17.05.06)
Gerd Müller.
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Singles:
Goodbye Baby/Here Comes The Food
UK-Parlophone R 5284 (1965)
She Was Really Saying Something/It's Been A Long Time Baby
UK-Parlophone R 5353 (1965)
Too Much In Love/This Boy's Always Been True
UK-Parlophone R 5413 (1966)
I Can Fly/Diary Of A Narcissist
UK-Fontana TF 819 (1967)
I Can Fly/Understand me
US-Fontana 1588 (1967)
From The Underworld/Sweet William
UK-Fontana TF 856 (1967)
Paradise Lost/Com On - Believe Me
UK-Fontana TF 887 (1967)
I Don't Want Our Loving' To Die/Our Fairy Tale
UK-Fontana TF 925 (1968)
Sunshine Cottage/Miss Jones
UK-Fontana TF 975 (1968)
The Game/Beauty Queen
UK-Fontana TF 1011 (1969)
You've Got Me Hanging From Your Lofing Tree/I Don't Wanna Go To Sleep
UK-B & C CB 154 (1971)
LPs:
Paradise Lost - UK-Fontana STL 5458 (1968)
Paradise And Underworld - D-Hansa 77491 (1968, identisch mit der englischen
Ausgabe)
Lookin' Through You - US-Fontana 67579 (1968, Sampler, mit Single- und
LP-Tracks und "Understand Me")
From The Underworld - D-Emidisc (1972, Sampler)
All About The Herd - JP-Philips RJ 7292 (1977)
CDs - kleine Auswahl - siehe auch weiter unten!
CD-Inhalte:
Bitte Mauszeiger drauflegen. Die Rückseite dieser CD ist unten zu
sehen.
Peter Frampton (rechts, neben Eric Burdon) wirkte in der
ZDF-Sendung vom 17.04.04 "50 Jahre Rock!" mit und sang "Baby
I love the way"
Andy Bowns Seite: Mehr
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Herd auf Framptons Seite: Mehr
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Frampton im SWF: Mehr
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