Brücke gegenseitigen
Verstehens
Art Garfunkel mit neuem Trio und eigener Band im Bamberger Forum
(aus: "Fränkischer Tag" vom 8.3.03)
Mit Spannung wurde Art Garfunkel in Bamberg erwartet, nachdem das legendäre
Duo Simon & Garfunkel erst kürzlich mit einem Grammy für ihr Lebenswerk
ausgezeichnet wurde. Auch wenn beide Musiker nur noch selten zusammen auftreten
und schon seit vielen Jahren musikalisch eigene Wege beschreiten, stehen sie
zu den Hits ihrer gemeinsamen Vergangenheit, interpretieren sie nach ihrem Gusto
jeweils neu und schreiben zudem erfolgreich eigene Songs. Dennoch fanden sich
im Forum nur etwa 1100 Besucher ein, um den amerikanischen Folkstar, der im
vergangenen November seinen 60. Geburtstag feierte, live zu erleben.
Das gab Gelegenheit, die Bühne in der bestuhlten Halle auf
der Querseite zu errichten, wodurch die Tribünenplätze direkt gegenüber
lagen. Auf diese Weise zeigte sich nicht nur die Sicht, sondern auch die Akustik
deutlich verbessert, zumal da der Künstler aus New York ganz im Sinne seiner
Sounds Of Silence die leisen Töne bevorzugt.
Da die neue, sehr sensibel aufgenommene Platte im
Trio entwickelt wurde, stand die erste halbe Stunde des Konzerts zunächst
für die beiden anderen Musiker zur Verfügung, um sich dem Publikum
vorzustellen. Buddy Mondlock trat in bester amerikanischer Singer-Songwriter-Tradition
nach netter Begrüßung in deutsch-englischer Sprache alleine mit seiner
Gitarre auf. Fragile Folksongs überFreunde, die eigene Kindheit oder The
Cats Of The Colosseum mit Erlebnissen als amerikanischer Tourist in Rom
wurden dabei zu Gehör gebracht. Völlig überraschend mixte anschließend
Mia Sharp einen Schuss Funk-Jazz in den insgesamt sehr abwechslungsreichen Folk-Abend.
Zunächst am Rhodes-Piano, später am Sopransaxophon und an der Gitarre
bewies die junge Instrumentalistin und ausdrucksstarke Sängerin ihr vielseitiges
Können.
Danach kam die Zeit für den Meister selbst. Im Trio eröffnete
er das gemeinsame Konzert mit dem einfühlsamen Titelsong aus der aktuellen
CD Everything Waits To Be Noticed. Die scheinbar kleinen Dinge des
Lebens fanden hier Beachtung, wie der letzte Stern am Ende der Nacht oder die
kaum wahrgenommenen Schmerzen, die das Leben spüren lassen. Zur Freude
des Auditoriums folgten zwischen einigen weiteren Titeln aus dieser beachtenswerten
CD viele große Hits aus besten Simon & Garfunkel-Tagen, beginnend
mit dem südamerikanisch geprägten El Condor Pasa über
die sanften Bright Eyes bis hin zur berühmten Bridge
Over Troubled Water.
Bei der Ansage zum Amercian Tune schlug Art Garfunkel
diesbezüglich auch eine sehr versöhnliche Brücke zwischen seiner
Heimat U.S.A. und Germany in deutscher Sprache: Wir sind alle gleich,
aber es gibt doch einen Unterschied: Ihr wollt den Frieden I apologize
for my government.
Zwar betonte der engagierte Songwriter sogleich, dass er nicht
beabsichtige den Abend in politischer Auseinandersetzung zu verbringen, doch
wolle er gerade vor diesem Song seine klaren Worte als Signal verstanden wissen.
Das kam beim Publikum an der Funke war übergesprungen. Die einstigen
Folk-Hymnen der Sixties mit sozialkritischer Lyrik haben offenbar ihre Bedeutung
bis
heute erhalten und wurden mit besonders viel Applaus bedacht.
Melancholie und viel Temperament
Melancholische Stücke, wie das empathische She Moves
wechselten im Laufe des Abends mit rhythmischen Up-Tempo-Nummern wie Cecilia,
wozu die Bamberger temperamentvoll mitklatschten, auch wenn es Mitteleuropäern
nach wie vor kaum gelingt auf die Zwei im Takt zu setzen. Sehr sensibel ergänzten
Songs des Komponisten Jimi Webb, wie das vielsagende All I Know,
das abwechslungsreiche Programm, das kaum Wünsche der Besucher offen ließ.
Die Counter-Tenorstimme Garfunkels wirkte sanft und etwas brüchig zugleich,
wie schon vor 30 Jahren, ohne nachgelassen zu haben. Doch wäre da nicht
Maia Sharp gewesen, hätte man öfter die ergänzende Hälfte
Paul Simons vermisst.
Die immer wieder gestellte Frage, warum das schon seit Kindertagen befreundete
und im New Yorker Stadtteil Queens zusammen aufgewachsene Duo Simon & Garfunkel
eigentlich auseinander gegangen ist, beantwortete der studierte Kunsthistoriker,
Mathematiker und Pädagoge zwischendrin mit witzig-ironischen Geschichten,
um letztlich zu erklären, dass er selbst keine rechte Antwort darauf hat.
In der Überleitung von Mrs. Robinson zur vielzitierten Bridge
Over Troubled Water kam dann der philosophische Hinweis des ehemaligen
Professors für Geometrie an der University of Conneticut in deutscher Sprache:
Ich muss wissen, was ich bin, um zu wissen wozu ich fähig bin.
Mit Unterstützung von insgesamt sechs hervorragenden Musikern
gab es nach fast zwei Stunden noch zwei Zugaben. Als das abschließende
Good Night verklungen war, wollte der Applaus nicht enden, weshalb
Art Garfunkel das Versprechen gab wiederzukommen, wenn er erneut nach Bamberg
eingeladen würde: Gute Nacht!
Helmut Ölschlegel
Ich danke dem "Fränkischen Tag" für die
freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des Artikels.
Wer diese Tageszeitung kennenlernen möchte:
Mein Konzertbericht
Balsam für Seele und Ohren - oder: Die etwas andere
Konzertkritik
Vierte Reihe, Mitte, fast unmittelbar vor den Standmikros, nur 8 m entfernt.
Das alleine weckte schon eine besondere Form der Vorfreude auf ein Wiedersehen
mit Art Garfunkel nach dem tollen Konzert vom 21.06.1998 in der Nachbarstadt
Bayreuth.
Kurz nach 20 Uhr tut sich was. Buddy Mondlock kommt mit seiner Gitarre auf die
Bühne. Mit einer ungemein sanften Stimme (auch gesanglich ein bisschen
an Art in seiner Glanzzeit erinnernd...) begrüßte er teilweise auf
deutsch das Publikum und stellte drei Eigenkompositionen vor. Er wirkte ja neben
Maia Sharp, die sich nach ihm vorstellte, entscheidend auf der neuen CD von
Garfunkel mit.
Nun gut, es waren zwar schöne Songs, vor allem die "Cats of Collosseum", doch es ist immer so, wenn man sich auf einen Superstar
eingestellt hat und dessen Songs alle kennt, dass es einen da nicht so vehement
vom Stuhl reisst. Maia Sharp brachte mit tollen Pianoklängen und einer
sehr prägnanten Stimme sowie Saxophon- und Gitarreeinlagen schon mehr Stimmung
in die Halle.
Und dann kam er, mit Wuschelkopf wie immer. Sicher etwas älter geworden
als bei der letzten Begegnung (!), reifer eben. Er sagte auch einige Sätze
in deutsch und ein Statement gegen den von Bush geplanten Irak-Krieg brachte
ihm die Sympathien des Publikums ein (bitte später die Presserezension
lesen, da stehts wörtwörtlich drin!). Zu dritt sangen sie anschließend
gemeinsam den wunderschönen Titelsong der neuen CD. Was mir gleich gefiel:
Die tolle Akustik (für eine Mehrzweckhalle nicht selbstverständlich!),
keine Lautsprechertürme, keine wummernden Bassboxen. Mit einem Wort: Der
Sound war ideal ausgesteuert - alleine deshalb schon ein Ohrenschmaus. Keine
Laserlichtflackershow. Die dezent eingesetzte Beleuchtung lenkte nicht ab, sie
unterstützte die zumeist besinnlichen Songs und erhöhte die Konzentration
auf ein nicht alltägliches Ereignis.
"El condor pasa" war dann der Einstieg in die frühen Songs. Sehr
temperamentvoll von der Band und dem rhythmisch klatschenden Publikum begleitet.
Es folgten Juwelen wie "A heart in New York", "All I know"
und vor allem das wunderschöne "Bright eyes". Eine Komposition
von Mike Batt ("Lady of the dawn"). Da können schon mal die Gedanken
abschweifen, getragen auf Gefühlstraumwolken. "Mrs. Robinson"
und "Cecilia" holten die Zuhörer wieder in die Realität
zurück, bevor der immer noch erregend schöne Song von Simon &
Garfunkel "Bridge over troubled water" wieder die Gefühlswelt
in Aufruhr versetzte: "When you're weary, feeling small, when tears are
in your eyes ...". Da wurden so manche Augen feucht. Nachzutragen wäre,
dass der Drummer bei "Cecilia" ein furioses Solo hinlegte.
"Sounds of silence": Welche Faszination diese Hymne nach 39 Jahren
(Originalaufnahme ist am 10. März 1964 entstanden!) immer noch verströmt,
fühlte man körperlich. Nach leider nur zwei Zugaben verabschiedeten
sich Art Garfunkel und seine Band vom begeisterten Publikum, nicht ohne Hoffnung:
Evtl. doch mal wiederzukommen.
Fazit:
Art Garfunkel hat sicher sein unverwechselbares Timbre in der Stimme weitgehend
verloren. Dazu muss man sich einfach die damaligen Studioaufnahmen anhören.
Aber sie ist immer noch da - die Faszination einer einmalig schönen Stimme,
die ja auch die Werke von S & G entscheidend prägte. Schade, dass wie
schon vor 5 Jahren in Bayreuth das Konzert gemessen an anderen Größen
der Popmusik (Paul McCartney, Elton John & Co.) mit knapp 110 Minuten einschl.
der 7 Solostücke von Maia Sharp und Buddy Mondlock recht kurz war. Doch,
was soll's. Wann schon bekommen Seele und Ohren so viel Balsam ab?
Danke, Art!
G.M. 09.03.2003
aktualisiert: 26.10.2003/10.08.2004
In Arts Gästebuch fand ich folgenden Eintrag:
/07/03From: Maggie J. from Bamberg Germany
Email: Jagermaggie@gmx.de
Comments:
Yesterday at the concert in Bamberg, Germany a dream came true! I'm not yet
myself and still floating on cloud 9. I feel like a lovesick teenager even though
I'm 33. I sat there listening to the most beautiful voice I've every heard (I
thank God that I wasn't born deaf) and wild thoughts came up in my mind. How
I wished that Art would have been my father I've never had....please someone
pinch me! How I wished I was Maia Sharp (she too has a wonderful voice and carisma).
When I'm down an depressed I listen to his songs and I feel sad but fine. Here
is a man who uses his god-given talent to make billions of people happy and
hope this will continue forever. Art - you are in my prayers!
Thank you!!!!!
Best regards
Maggie
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