Guy Bovet, Organist - Info


Fast "schräge", außergewöhnliche Improvisationen, die natürlich den Weg in die Orgelliteratur gefunden haben.



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Kleine Biographie in deutsch

1.Toccata 2.Schmucke Dich, O Liebe Seele 3.Trois Petits Prlds Anglais: Blen Allant, Plutot Vif Et Tres Chantant 4.Trois Petits Prlds Anglais: Recit De Cornet 5.Trois Petits Prlds Anglais: Carillon De Westminster 6.Den Die Hirten Lobten Sehre 7.Stille Nacht, Heilige Nacht 8.Puer Natus in Bethlehem 9.Wie Schon Leucht Uns Der Morgenstern 10.Das Alte Jahr Vergangen Ist 11.O Lamm Gottes Unschuldig 12.Schmucke Dich, O Liebe Seele 13.Fuga Sopra Un Soggetto 14.Le Bolero Du Divin Mozart 15.Ricercare 16.Toccata Planyavska 17.Trois Prld Hambourgeois: Salamanca 18.Trois Prld Hambourgeois: Sarasota 19.Trois Prld Hambourgeois: Hamburg

Inhalt (alles Eigenkompositionen):

1.Toccata
2.Schmucke Dich, O Liebe Seele
3.Trois Petits Prlds Anglais: Blen Allant, Plutot Vif Et Tres Chantant
4.Trois Petits Prlds Anglais: Recit De Cornet
5.Trois Petits Prlds Anglais: Carillon De Westminster
6.Den Die Hirten Lobten Sehre
7.Stille Nacht, Heilige Nacht
8.Puer Natus in Bethlehem
9.Wie Schön Leucht Uns Der Morgenstern
10.Das Alte Jahr Vergangen Ist
11.O Lamm Gottes Unschuldig
12.Schmucke Dich, O Liebe Seele
13.Fuga Sopra Un Soggetto
14.Le Bolero Du Divin Mozart
15.Ricercare
16.Toccata Planyavska
17.Trois Prld Hambourgeois: Salamanca
18.Trois Prld Hambourgeois: Sarasota
19.Trois Prld Hambourgeois: Hamburg

(Leider ist diese CD vergriffen, wird aber demnächst wieder neu aufgelegt - 15.11.2012). Bitte Cover anklicken!

Ein Amazon-Rezensent schrieb folgende, sehr zutreffenden Zeilen zu dieser CD:

"5.0 von 5 Sternen - Chapeau, Monsieur Bovet! 3. November 2007
Von Rolf Von Roessing

Guy Bovet gilt als eigenwilliger Organist, und als Komponist in eigener Sache verweist er darauf, daß er Kompositionen nur aus gegebenem Anlaß (sprich ordentliches Honorar) verfertigt.
Diese Art von hintergründigem Humor ist auch in den Stücken selbst hörbar. Bovet macht sich nicht einmal die Mühe, irgendetwas zu verbergen, sondern dokumentiert im Beiheft minutiös die Disposition der großen Orgel zu Cuxhaven.
Aus ebendieser Orgel wird unter Bovets Händen schwere Artillerie, die den tradierten Organisten- und Kirchenmusikbetrieb unter Feuer nimmt. Und wie! Die halb ironischen, halb ernsten sakralen Titulierungen der Stücke verschleiern ein Feuerwerk der Ideen, musikalisch wie technisch.
Vielleicht noch am bekanntesten ist die weltlich geprägte Trilogie aus "Salamanca", "Sarasota" und "Hamburg". Im Beiheft beschreibt Bovet selbst deren Hintergründe, aber das Hörerlebnis "Hamburg" sollte man im Leben mindestens einmal gehabt haben - für die maximale Wirkung verwende man einen aktiven In-Ear Kopfhörer oder eine leistungsfähige 5.1 Surround-Anlage.
Auch für Menschen, die sonst keine Orgelmusik mögen, ist Bovets Werk in seiner eigenen Interpretation ein absolutes Muß."

Was es noch so alles von Bovet oder unter Mitwirkung von ihm auf CD gibt:
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Tanz auf der Orgel

Es ist Samstag, 30. Oktober 1993, 12 Uhr. Ich besuche, wie so oft an Samstagen den Kaiserdom zu Bamberg, um das samstägliche Orgelkonzert zu genießen und mir "Repertoire-Anregungen" zu holen. Das Datum habe ich deshalb greifbar, weil ich noch im Besitz des Programmheftes bin. Als letztes Stück ist eine Komposition von Guy Bovet "Hamburger Totentanz" angekündigt. Das weckte zwar Neugierde, doch in Anbetracht des Titels machte ich mir keine riesengroßen Hoffnungen auf einen virtuosen Höhepunkt des Konzertes, das der Bamberger Organist Werner Pees auf der voluminösen Domorgel gab. Ich sollte mich gewaltig täuschen!
Werner Pees schreibt im Begleitheft: "Beim 'Hamburger Totentanz' (Anm.: ca. 5 Minuten) von G.B. handelt es sich um eine notierte (vielleicht besser: rekonstruierte) Improvisation. Das Werk zeichnet sich durch eine gleichbleibende ryhthmische Gestalt aus, die ihren Grundschlag aus Tupfern des Pedals erhält. Hierdurch und durch die bis ins Tutti gesteigerte Lautstärke erhielt der Komponist eine intensive (spannende?), bisweilen auch makabre Wirkung seines Totentanzes".
Soviel wußte ich immerhin schon vor Beginn des Konzertes.

Es fing alles sehr "harmlos", leise und rythmisch an. Die Orgel "tanzte", immer schneller, immer dramatischer, oft das jeweilige Thema wiederholend. Ich hörte bekannte Melodien heraus, die raffiniert mit den Grundmelodien verwoben wurden, z.B. die 'Barcarole', 'Das Lied für Elise' und andere, die ich erst hinterher zuordnen konnte. Die oft "schrägen" Akkorde (ja, manchmal dachte ich: der spielt doch falsch!) hatten ihren besonderen Reiz und tieferen Sinn, weil sie gegen Schluss die entstandenen "Fragezeichen" auflösten...
Früher als ich dachte, war das Stück mit einem ekstatischen Schlußpunkt beendet. Man vergaß förmlich, dass es eine Kirchenorgel war, die erklang ...
Eine beeindruckend inspirierte Interpretation durch Domkapellmeister Werner Pees, die durch eine ideale Registrierung der Domorgel noch unterstützt wurde.
Wie betäubt ging ich aus der Kirche und suchte - vergeblich - weltweit das Stück auf einer CD. Erst in den darauf folgenden Jahren wurde ich fündig. Und ich fand heraus, dass der ganze Zyklus "Trois préludes hambourgeois" heißt. Das erste Stück benannte er nach einer Stadt in Spanien, "Salamanca", wo Bovet wirkte. "Salamanca", sehr rythmisch mit einer Art Kastagnettenklang. Dieser wird mit dem Pedal "erzeugt", sprich: angetupft. Diesen Titel hörte ich einige Jahre nach meiner ersten Begegnung mit Bovets Komposition gleichfalls im Dom. Den zweiten Teil "Sarasota" komponierte Bovet erst später. "Hamburg" als Abschluss der Trilogie komponierte Bovet kurioser Weise als erstes (!).

Guy Bovet (*1942) ist vorwiegend als Konzertorganist tätig. Er wirkt auch an der Stiftskirche von Neuchâtel, an der Basler Musik-Akademie sowie an der Universität von Salamanca. Außerdem ist er Mitglied der Schweizer Kommission für historischen Orgelbau.
Über seine "Trois préludes hambourgeois" schreibt der Komponist:
"Der Name kam zustande, weil das dritte Stück lange vor den beiden anderen komponiert worden war und ich von Anfang an die Absicht hatte, zwei andere zu komponieren; da es aber klar war, daß Hamburg einen Finalecharakter besitzt, spielte ich es fünfzehn Jahre lang unter dem Titel "Drittes". Als dann die beiden anderen Stücke fertig waren, mussten sie diese Staatsangehörigkeit auf sich nehmen, obschon sie mit Hamburg überhaupt nichts zu tun haben. Der Hamburger Totentanz entstand in einem Improvisationskonzert zu zweit mit dem Kollegen Hans Gebhard in einer Kirche der Hansestadt. Die Ostinato-Figur ist von einem Harmoniezyklus getragen, der sich immer wiederholt. Die Registrierungen bewirken ein Crescendo, einige spezifische Spezialklänge sind eingebaut, ebenso wie folgende Zitate: Barcarole von Offenbach, Für Elise und das Leitmotiv aus dem fliegenden Holländer, welches beim Einfahren jedes Schiffes in den Hamburger Hafen über die Lautsprecheranlage erklingt."

.Am 26. Januar 1997 erfüllte sich für mich ein großer Wunsch: Bovet kam nach Bamberg, um an der großen Jann-Orgel in der Konzert- und Kongress-Halle, auf dem größten Halleninstrument Europas ein sog. "Faschingskonzert" zu spielen. Links im Bild der Joseph-Keilberth-Saal. Ja, richtig gehört: Ein Faschingskonzert, mit einem Repertoire, das dem Anlass mehr als angemessen war. Da gibt es Justin Heinrich Knecht (1752-1817), der u.a. "Die durch ein Donnerwetter unterbrochene Hirtenwonne" komponierte. Es wird erzählt, wie Schäfer ihre Herde auf der Weide halten. Dann kommt langsam und immer heftiger ein schweres Gewitter mit Donnergrollen und Blitzeinschlägen auf. Kann man alles täuschend ähnlich mit der Orgel "erzeugen". Beeindruckend! Bei den "Blitzeinschlägen" zuckte man förmlich zusammen.
Bovet brachte auch die "Ouvertüre zu Dichter und Bauer" von Franz von Suppé zu Gehör, vieles mehr und zum Schluss einige Eigenkompositionen, die wieder, wie man es von ihm gewohnt ist, Überraschendes boten. Z.B. einen Bolero im Stile von Mozart. Leider nicht den "Hamburger Totentanz". Gut, es war ja Fasching ... Hinterher konnte ich noch ein Autogramm ergattern und erfuhr bei dieser Gelegenheit von diesem sympathischen Organisten, dass die links abgebildete CD bald erhältlich sein wird - mit dem kompletten Zyklus der "Hamburger Totentänze"! Das Faschingskonzert wurde übrigens vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen und zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.

Die CD kaufte ich zum frühest möglichen Zeitpunkt. Den Titel, der mich seinerzeit im Dom so faszinierte, konnte ich damit zum erstem Mal nach ca. 5 Jahren wieder hören - von ihm selbst gespielt. Also die Referenzaufnahme. Es wird mir wohl kaum jemand abkaufen, wenn ich sage, dass ich diesen Titel unzählige Male mit nicht nachlassender Intensität anhörte und immer noch höre und bald ein Themenvideo machen werde, in dem dieses Stück zur akustischen Illustration die Hauptrolle spielt.

Es gibt viele Plattenaufnahmen von Bovet. Ein Link führt dahin.

Gerd Müller