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Kleine
Biographie in deutsch
Inhalt (alles Eigenkompositionen):
1.Toccata
2.Schmucke Dich, O Liebe Seele
3.Trois Petits Prlds Anglais: Blen Allant, Plutot Vif Et Tres Chantant
4.Trois Petits Prlds Anglais: Recit De Cornet
5.Trois Petits Prlds Anglais: Carillon De Westminster
6.Den Die Hirten Lobten Sehre
7.Stille Nacht, Heilige Nacht
8.Puer Natus in Bethlehem
9.Wie Schön Leucht Uns Der Morgenstern
10.Das Alte Jahr Vergangen Ist
11.O Lamm Gottes Unschuldig
12.Schmucke Dich, O Liebe Seele
13.Fuga Sopra Un Soggetto
14.Le Bolero Du Divin Mozart
15.Ricercare
16.Toccata Planyavska
17.Trois Prld Hambourgeois: Salamanca
18.Trois Prld Hambourgeois: Sarasota
19.Trois Prld Hambourgeois: Hamburg
(Leider ist diese CD vergriffen, wird aber demnächst wieder neu aufgelegt - 15.11.2012). Bitte Cover anklicken!
Ein Amazon-Rezensent schrieb folgende, sehr zutreffenden Zeilen zu dieser CD:
"5.0 von 5 Sternen - Chapeau, Monsieur Bovet! 3. November 2007
Von Rolf Von Roessing
Guy Bovet gilt als eigenwilliger Organist, und als Komponist in eigener Sache verweist er darauf, daß er Kompositionen nur aus gegebenem Anlaß (sprich ordentliches Honorar) verfertigt.
Diese Art von hintergründigem Humor ist auch in den Stücken selbst hörbar. Bovet macht sich nicht einmal die Mühe, irgendetwas zu verbergen, sondern dokumentiert im Beiheft minutiös die Disposition der großen Orgel zu Cuxhaven.
Aus ebendieser Orgel wird unter Bovets Händen schwere Artillerie, die den tradierten Organisten- und Kirchenmusikbetrieb unter Feuer nimmt. Und wie! Die halb ironischen, halb ernsten sakralen Titulierungen der Stücke verschleiern ein Feuerwerk der Ideen, musikalisch wie technisch.
Vielleicht noch am bekanntesten ist die weltlich geprägte Trilogie aus "Salamanca", "Sarasota" und "Hamburg". Im Beiheft beschreibt Bovet selbst deren Hintergründe, aber das Hörerlebnis "Hamburg" sollte man im Leben mindestens einmal gehabt haben - für die maximale Wirkung verwende man einen aktiven In-Ear Kopfhörer oder eine leistungsfähige 5.1 Surround-Anlage.
Auch für Menschen, die sonst keine Orgelmusik mögen, ist Bovets Werk in seiner eigenen Interpretation ein absolutes Muß."
Was es noch so alles von Bovet oder unter Mitwirkung von
ihm auf CD gibt:
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Tanz auf der Orgel
Es ist Samstag, 30. Oktober 1993, 12 Uhr. Ich besuche, wie so oft an Samstagen
den Kaiserdom zu Bamberg, um das samstägliche Orgelkonzert zu genießen
und mir "Repertoire-Anregungen" zu holen. Das Datum habe ich
deshalb greifbar, weil ich noch im Besitz des Programmheftes bin. Als
letztes Stück ist eine Komposition von Guy Bovet "Hamburger
Totentanz" angekündigt. Das weckte zwar Neugierde, doch in Anbetracht
des Titels machte ich mir keine riesengroßen Hoffnungen auf einen
virtuosen Höhepunkt des Konzertes, das der Bamberger Organist Werner
Pees auf der voluminösen Domorgel gab. Ich sollte mich gewaltig täuschen!
Werner Pees schreibt im Begleitheft: "Beim 'Hamburger Totentanz'
(Anm.: ca. 5 Minuten) von G.B. handelt es sich um eine notierte (vielleicht
besser: rekonstruierte) Improvisation. Das Werk zeichnet sich durch eine
gleichbleibende ryhthmische Gestalt aus, die ihren Grundschlag aus Tupfern
des Pedals erhält. Hierdurch und durch die bis ins Tutti gesteigerte
Lautstärke erhielt der Komponist eine intensive (spannende?), bisweilen
auch makabre Wirkung seines Totentanzes".
Soviel wußte ich immerhin schon vor Beginn des Konzertes.
Es fing alles sehr "harmlos", leise und rythmisch an. Die Orgel
"tanzte", immer schneller, immer dramatischer, oft das jeweilige
Thema wiederholend. Ich hörte bekannte Melodien heraus, die raffiniert
mit den Grundmelodien verwoben wurden, z.B. die 'Barcarole', 'Das Lied
für Elise' und andere, die ich erst hinterher zuordnen konnte. Die
oft "schrägen" Akkorde (ja, manchmal dachte ich: der spielt
doch falsch!) hatten ihren besonderen Reiz und tieferen Sinn, weil sie
gegen Schluss die entstandenen "Fragezeichen" auflösten...
Früher als ich dachte, war das Stück mit einem ekstatischen
Schlußpunkt beendet. Man vergaß förmlich, dass es eine
Kirchenorgel war, die erklang ...
Eine beeindruckend inspirierte Interpretation durch Domkapellmeister Werner
Pees, die durch eine ideale Registrierung der Domorgel noch unterstützt
wurde.
Wie betäubt ging ich aus der Kirche und suchte - vergeblich - weltweit
das Stück auf einer CD. Erst in den darauf folgenden Jahren wurde
ich fündig. Und ich fand heraus, dass der ganze Zyklus "Trois
préludes hambourgeois" heißt. Das erste Stück benannte
er nach einer Stadt in Spanien, "Salamanca", wo Bovet wirkte.
"Salamanca", sehr rythmisch mit einer Art Kastagnettenklang.
Dieser wird mit dem Pedal "erzeugt", sprich: angetupft. Diesen
Titel hörte ich einige Jahre nach meiner ersten Begegnung mit Bovets
Komposition gleichfalls im Dom. Den zweiten Teil "Sarasota"
komponierte Bovet erst später. "Hamburg" als Abschluss
der Trilogie komponierte Bovet kurioser Weise als erstes (!).
Guy Bovet (*1942) ist vorwiegend als Konzertorganist tätig. Er wirkt
auch an der Stiftskirche von Neuchâtel, an der Basler Musik-Akademie
sowie an der Universität von Salamanca. Außerdem ist er Mitglied
der Schweizer Kommission für historischen Orgelbau.
Über seine "Trois préludes hambourgeois" schreibt
der Komponist:
"Der Name kam zustande, weil das dritte Stück lange vor den
beiden anderen komponiert worden war und ich von Anfang an die Absicht
hatte, zwei andere zu komponieren; da es aber klar war, daß Hamburg
einen Finalecharakter besitzt, spielte ich es fünfzehn Jahre lang
unter dem Titel "Drittes". Als dann die beiden anderen Stücke
fertig waren, mussten sie diese Staatsangehörigkeit auf sich nehmen,
obschon sie mit Hamburg überhaupt nichts zu tun haben. Der Hamburger
Totentanz entstand in einem Improvisationskonzert zu zweit mit dem Kollegen
Hans Gebhard in einer Kirche der Hansestadt. Die Ostinato-Figur ist von
einem Harmoniezyklus getragen, der sich immer wiederholt. Die Registrierungen
bewirken ein Crescendo, einige spezifische Spezialklänge sind eingebaut,
ebenso wie folgende Zitate: Barcarole von Offenbach, Für Elise und
das Leitmotiv aus dem fliegenden Holländer, welches beim Einfahren
jedes Schiffes in den Hamburger Hafen über die Lautsprecheranlage
erklingt."
.Am
26. Januar 1997 erfüllte sich für mich ein großer Wunsch:
Bovet kam nach Bamberg, um an der großen Jann-Orgel in der Konzert-
und Kongress-Halle, auf dem größten Halleninstrument Europas
ein sog. "Faschingskonzert" zu spielen. Links im Bild der Joseph-Keilberth-Saal.
Ja, richtig gehört: Ein Faschingskonzert, mit einem Repertoire, das
dem Anlass mehr als angemessen war. Da gibt es Justin Heinrich Knecht
(1752-1817), der u.a. "Die durch ein Donnerwetter unterbrochene Hirtenwonne"
komponierte. Es wird erzählt, wie Schäfer ihre Herde auf der
Weide halten. Dann kommt langsam und immer heftiger ein schweres Gewitter
mit Donnergrollen und Blitzeinschlägen auf. Kann man alles täuschend
ähnlich mit der Orgel "erzeugen". Beeindruckend! Bei den
"Blitzeinschlägen" zuckte man förmlich zusammen.
Bovet brachte auch die "Ouvertüre zu Dichter und Bauer"
von Franz von Suppé zu Gehör, vieles mehr und zum Schluss
einige Eigenkompositionen, die wieder, wie man es von ihm gewohnt ist,
Überraschendes boten. Z.B. einen Bolero im Stile von Mozart. Leider
nicht den "Hamburger Totentanz". Gut, es war ja Fasching ...
Hinterher konnte ich noch ein Autogramm ergattern und erfuhr bei dieser
Gelegenheit von diesem sympathischen Organisten, dass die links abgebildete
CD bald erhältlich sein wird - mit dem kompletten Zyklus der "Hamburger
Totentänze"! Das Faschingskonzert wurde übrigens vom Bayerischen
Rundfunk aufgenommen und zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.
Die CD kaufte ich zum frühest möglichen Zeitpunkt. Den Titel,
der mich seinerzeit im Dom so faszinierte, konnte ich damit zum erstem
Mal nach ca. 5 Jahren wieder hören - von ihm selbst gespielt. Also
die Referenzaufnahme. Es wird mir wohl kaum jemand abkaufen, wenn
ich sage, dass ich diesen Titel unzählige Male mit nicht nachlassender
Intensität anhörte und immer noch höre und bald ein Themenvideo
machen werde, in dem dieses Stück zur akustischen Illustration die
Hauptrolle spielt.
Es gibt viele Plattenaufnahmen von Bovet. Ein Link führt dahin.
Gerd Müller |