Herwig Mitteregger & Co. - Info |
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Herwig Mitteregger in Nürnberg . Foto © G.Müller
"Ein Jahr nach Erscheinen seines viel beachteten Albums INSOLITO legt Spanien-Rückkehrer Herwig Mitteregger nach. FANDANGO heißt die neue CD, spanisch-umgangssprachlich ist damit Aufruhr, Aufregung, Hektik gemeint, und tatsächlich schlägt der eigenwillige Songschreiber hier eine impulsive Gangart an, die man ihm nach seinem letzen Werk gar nicht mehr zugetraut hätte." „Meine Wurzeln liegen irgendwo zwischen Stravinsky, AC/DC und Bert Brecht“, sagt Mitteregger, das musikalische Schwergewicht (FAZ), und lässt es gleich beim ersten Titel ordentlich krachen. Dass auf der CD "alles selbst getrommelt, gepfiffen und getanzt" ist, findet der Multi-Instrumentalist normal. „Ich gehe da ran wie ein Maler, der sich die einzelnen Facetten seines Bildes genau vorgestellt hat, bevor er mit der Umsetzung beginnt. Die Quälerei ist groß und eigentlich wird man nie wirklich fertig damit, weil man ständig glaubt, das Thema sei noch nicht weit genug vorne.“ (Entnommen der Website von Manoscrito Music) Titel: 01. Alaska 4:07
STOPPOK plus WORTHY 01. BESSER MAL GEH´N
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Die Fans stehen dicht gedrängt auf dem Hauptmarkt - alle Fotos: © G.Müller Herwig Mitteregger feiert in Nürnberg sein Live-Comeback nach über 15 Jahren Spielpause... Mit ihm zusammen muszierten Stefan Stoppok mit seiner Band und Danny Dziuk, und stellten ein gemeinsames Programm der Extraklasse vor. In dieser Besetzung wird es kein Dakapo geben. Eine der außergewöhnlichsten Veranstaltungen in Deutschland ist das jährliche Bardentreffen in Nürnberg, das sich in der Altstadt auf immerhin acht Bühnen verteilt. Die 37. Ausgabe am verlängerten Wochenende vom 27. bis 29. Juli 2012 stand zwar unter dem Motto "Canada in Concert" mit 10 Bands bzw. Interpreten aus diesem weiten Land, doch neben einer Vielzahl von internationalen und regionalen Musikern bildeten über 20 Gruppen aus Deutschland den Kern des Angebotes. Das Ambiente auf dem Hauptmarkt, auf dem im Dezember wieder der weltbekannte Christkindlesmarkt stattfindet, kann man nur mit zauberhaft umschreiben: Eingerahmt vom 'Goldenen Brunnen' und der wunderschönen Frauenkirche aus dem 14. Jahrhundert mit reich verzierten gotischen Stilelementen, platzierte man die große Bühne in die Mitte. Seitlich konnte man sich in Anbetracht tropischer Hitze um die 33° C innerlich erfrischen und internationale Spezialitäten kosten. Wenn man überlegt, dass seit 1976 schon hunderte Musiklegenden wie Joan Armatrading, Long John Baldry, Bernies Autobahn Band, Wolf Biermann, Jasmine Bonnin, Kurt Demmler, Engerling, Fairport Convention, Stefan Gwildis, Ihre Kinder und viele andere sich die Klinke in die Hand gaben, ist das schon bemerkenswert. Man könnte fast endlos weiter aufzählen. Auch Konstantin Wecker war sich nicht zu schade, vereint mit unzähligen "Nobodys" seine Sangeskunst auf dieser kostenlosen Veranstaltung zu präsentieren. Besonders viele namenlose Straßenmusikerwaren an diesem Tag zusätzlich in der Innenstadt zu sehen, die auf besonders viele Zuschauer hofften undnichtenttäuscht wurden. Zurück zum Geschehen nach diesem Exkurs in die Veranstaltungs-Historie. Auf der Hauptbühne war für 19:00 Uhr quasi als Vorband der Auftritt von Lisa LeBlanc angekündigt. Die 22-jährige franko-kanadische Sängerin begrüßte mit einem kuriosen deutschen Satz "Ihr habt hier sehr schöne Schraubenzieher" das immer zahlreicher werdende Publikum. Ihre Zwischenansagen machte sie dann doch lieber auf Englisch mit süßem französischen Akzent. Ihre kraftvolle Stimme hallte über die historische Altstadt und erfreute die Besucher mit rockigen englischen Titeln, aber auch sanften Rythmen. Besonders eindrucksvoll gelang ihr dies bei einigen französischen Chansons, die sie zu ihrer akustischen Gitarre vortrug. So kann man sich auch als bislang unbekannter Geheimtipp ins Gedächtnis eingraben. Bemerkenswert, dass sie erst im März ihr Debütalbum herausbrachte. Rechts: Lisa LeBlanc bei der Probe Hauptbühne 21 Uhr - Stoppok, Dziuk & Mitteregger Innerhalb der üblichen Umbaupause auf der Bühne füllte sich der Hauptmarkt immer mehr. Es waren schätzungsweise um die 12 bis 15.000 Menschen, die das "Gipfeltreffen deutscher Charakterköpfe" (wie es im Programmheft stand) mit "Stoppok, Dziuk & Mitteregger" sehnlichst erwarteten. Darunter sah ich ein älteres Pärchen, ganz im Flower Power-Look gekleidet und andächtig dem Kommenden entgegensehend. Wahrscheinlich waren sie im falschen (Farb-)Film, um Nina Hagen zu bemühen. Entertainer, Sänger, Gitarrist und Songschreiber Stefan Stoppok (links im Bild) machte bereits 2004 beim damaligen Bardentreffen von sich reden, als er sage und schreibe 45 Musiker auf der Bühne vereinte. Diesmal beließ er es bei drei musikalischen Schwergewichten, die es in sich haben und ihre Authentizität nie verloren. Er organisierte zusammen mit dem Kulturamt der Stadt Nürnberg diesen Event und lockte Herwig Mitteregger nach langen Jahren Abstinenz vom Musikbusiness zurück auf die Live-Bühne. Mitteregger war bekanntlich Ende der 70er-Jahre Mitglied der Nina Hagen Band und danach bei Spliff, deren Song "Carbonara" heute noch durch manche Radioprogramme geistert. Danach brachte er eine Vielzahl von Soloscheiben heraus, die seine unverwechselbare Handschrift trugen und ihn zu einem sehr erfolgreichen Songschreiber machten. Danny Dziuk, frisch dekoriert mit dem "Musikautorenpreis 2012", hat sich als großartiger Texter, Songschreiber und Instrumentalist einen Namen gemacht und arbeitete zuletzt mit Annett Louisan und Tatortkommissar Axel Prahl zusammen. In den Neunziger Jahren war er mit der Stoppok-Band unterwegs und jetzt tourt er immer wieder mit seiner Band DZIUK's KÜCHE durch die Lande. So war man natürlich sehr gespannt auf das neu formierte Trio. Man muss sich das mal vorstellen: Erst tags zuvor setzten sich die drei Musiker im MuZ-Club im Szeneviertel Gostenhof zusammen und probten für den Auftritt. "Live beim Bardentreffen darf man sich auf ein Best Of-Programm der drei freuen. Jeder hat fünf bis sechs Lieder mitgebracht, die er machen will", erzählte Stefan Stoppok in einem Interview mit den Nürnberger Nachrichten. Zusammen mit Schlagzeuger Benny Greb und Bassist Reggie Worthy wurde an einem konzentrierten Arbeitstag im hauseigenen Studio des MuZ-Clubs der gemeinsame Bandsound kreiert. Tosender Jubel brach aus, als pünktlich um 21:00 Uhr Stefan Stoppok, Danny Dziuk, der renommierte deutsche Schlagzeuger Benny Greb und der schwarze Bassist Reggie Worthy die große Bühne betraten. Worthy begleitet Stoppok schon 15 Jahre und produzierte z.B. für Ike und Tina Turner den Groove. Nach einer netten Begrüßung - "Sowas macht man auch nur in Nürnberg" -, griff Stoppok zu seiner nur visuell sehr in die Jahre gekommenen akustischen Gitarre und textsichere Fans sangen mit ihm "Learning By Burning". Währenddessen machte ich einige Fotos von der Bühne aus und bemerkte seitlich bei der Technikecke Herwig Mitteregger, wie er kurz vor seinem Auftritt noch einige Griffe übte. Gern hätte ich ihm einige Fragen gestellt, aber in dieser Situation wäre das natürlich völlig unangebracht gewesen. Endlich wurden die Mitteregger-Fans erlöst. Ein weiterer Protagonist betrat mit der E-Gitarre die Bühne und wurde gebührend von der Menge empfangen (rechts im BIld). Wenn man es nicht schon wusste, spürte man sofort: Alle sind wahre Virtuosen ihres Faches! Stefan sang noch einige seiner Hits, z.B. "Stück für Stück" und "Dumpfbacke", bevor Herwig mit "Deja Vu" und "Sonntag" einstieg und sich mit innovativem Gitarrenspiel (diesmal nicht als Schlagzeuger) furios zurückmeldete. Er und die anderen Musiker waren den ganzen Abend einfach nur gut drauf. Vielleicht ahnend, dass es am Ende eine musikalische Sternstunde sein könnte? So sahen es wohl die vielen Musikbegeisterten, und so war es denn auch. Wie sie sich bei den einzelnen Stücken den "Ball" zuwarfen, war sehens- und hörenswert. Die ganze Palette ihrer persönlich ausgewählten Best-Of-Songs machte nur allerbeste Laune fast zwei Stunden lang, immer perfekt von den zwei weiteren Vollblutmusikern begleitet. Ein "musikalisches Festtagsmahl" musste dann doch für die begeisterten Zuhörer zu Ende gehen, die die Band am liebsten nicht von der Bühne lassen wollten. Mit viel Beifall und Jubel nach dem letzten Song "Heut' Nacht" verabschiedeten sich die Musiker von einer in magisches Licht getauchten Menschenmenge auf dem Hauptmarkt. Obwohl in dem eben erwähnten Interview in den Nürnberger Nachrichten geschrieben wurde, dass es sich bei dem Auftritt um eine einmalige Sache handele und dass keine weiteren Auftritte dieser Art geplant sind, können sich die Fans im Ruhrgebiet, Bayern und Baden-Würtemberg freuen: In etwas anderer Zusammenstellung treten Stoppok und Mitteregger im Oktober d.J. noch bei drei weiteren Konzerten auf Gerd Müller
Wer sein Wissen vertiefen möchte, wird auf Deutsche-Mugge.de fündig: Porträt von Stoppok mit kompletter Diskographie, Literatur und seltenen Fotos
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