Autogramm bei seinem Besuch 1996 in Bamberg
( Inlet der CD "Recital à Notre-Dame de Paris",
Sony SK 64083)
Olivier Latry, Organist - Info |
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Nur eines von unzähligen Beispielen seiner fantastischen Improvisationskunst und Virtuosität.
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Olivier Latry ... Sein zweiter Auftritt in Bamberg war am 21.01.1996 in der Konzerthalle
Bamberg, die die wohl größte Hallenorgel Europas in sich birgt.
Auch an dieser Stelle lasse ich besser einen kompetenten Kritiker zu Wort
kommen. Aus seiner Vita: "CD-Tipp - Hörwinke (80): Messiaen: Orgelwerke
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Aktuelle Konzertrezensionen |
Er war schon des öfteren in Bamberg, dennoch warteten viele „Latryphile“ sehnsüchtig auf seinen Auftritt im Rahmen der Orgelreihe der Bamberger Symphoniker. Kein Wunder also, dass die Konzerthalle sehr gut besucht war. Olivier Latry, seines Zeichens Titularorganist von Notre Dame de Paris, äußerte in lupenreinem Deutsch großes Bedauern, dass die ursprünglich vorgesehene Fassung von Igor Stravinskys „Le sacre du printemps“ für Orgel zu vier Händen wegen eines kurzfristigen und nicht nachvollziehbaren Einspruchs des Musikverlages leider entfallen müsse. Seine junge Frau, die Koreanerin Shin Young Lee – im Konzert anwesend - hätte den anderen Part übernehmen sollen. Zu Ehren Johann Sebastian Bachs begann er am oberen Spieltisch unterhalb der Orgel mit dem Präludium und Fuge, BWV 548. Routiniert und natürlich fehlerlos. Die übrigen Stücke bot er in coram publico am fahrbaren elektrischen Spieltisch auf der großen Bühne des Joseph-Keilberth-Saales dar. Bis auf die Komposition von Jean-Louis Florentz benötigte der Orgelvirtuose kein Notenmaterial. Es macht mich immer wieder sprachlos, wie man derart komplexe und kompliziert strukturierte Kompositionen aus dem Gedächtnis abrufen kann. Über die Interpretation der nach der Pause neu eingeschobenen Kompositionen (durch die Intervention des Verlages!) braucht man nicht viel Worte verlieren. Einfach prächtig, mit welch wunderbarem Farbenspiel z.B. Messiaens’ „Alléluias sereins“ intoniert wurde. Seine Fingerfertigkeit und die Arbeit mit dem Pedal sind ebenfalls eine Klasse für sich. Das auch im Wortsinn relativ eintönige „Berceuse sur deux notes qui cornent“ von Jehan Alain mit vielen Wiederholungen fand ich dagegen entbehrlich. Mächtig geriet dann der Dupré’sche Abschluss mit Präludium und Fuge. Den starken Beifall der begeisterten Zuhörer belohnte Latry mit zwei Zugaben. Die erste war die sehnlichst erwartete Improvisation. Hierin ist er auch ein wahrer Meister. Mit dem ihm eigenen Schalk meinte er, dass man die französische Melodie kennen würde, über die er improvisieren wolle und sie daher nicht namentlich nenne... So servierte er eine spektakuläre Improvisation über „La vie en rose“. Die zweite Zugabe war „Litanies“ von Jean Alain. Das bekannteste Werk Alains fasziniert immer wieder aufs Neue. Ein beglückender 90-minütiger Abend ging zu Ende. Latry möchte den ausgefallenen Programmteil irgendwann in Bamberg nachholen... Wir bitten darum! Gerd Müller Programmfolge
Fotos: Gerd Müller
Verinnerlicht und meisterhaft Das 13. Konzert im Kirchenjahr des 1000-jährigen Jubiläums des Kaiserdomes Bamberg stand unter dem Thema "Kreuzerhöhung". Es war deshalb naheliegend, dass sich Ausnahmeorganist Prof. Olivier Latry von Notre Dame Paris ein angemessenes, überwiegend unspektakuläres Programm ausgesucht hatte. Im gut gefüllten Dom mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten auf dem Ostchor begann Latry zur Einstimmung in das anspruchsvolle Programm mit der sechsteiligen "Suite du premier Ton" von Jean-Adam Guilain (1680 - 1739). Bereits mit Beginn dieses Programmpunktes spürte man, wie sich Latry die Gestaltung des Abends vorstellte, denn er spielte mit filigraner Beseeltheit dieses nicht so sehr bekannte Werk. So war es auch bei den weiteren Interpretationen. Nach dem "Tierce en taille" von Nicolas de Grigny (1672 - 1703) musste der nahezu chronologische musikalische Weg natürlich zum Thomaskantor Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) führen. Die drei gerade durch ihre Kürze sehr eindringlichen und dicht gewebten Choräle aus dem "Orgelbüchlein" (BWV 620 - 622), in dem es um die Divinität und das Menschsein geht, fanden ihren absoluten Höhepunkt in der "Fantasie und Fuge g-moll" BWV 542. Von Bach zu Olivier Messiaen (1908 - 1992) umzuschalten, war sicher nicht ganz einfach. Gleich drei Werke dieses bedeutenden Komponisten und Organisten standen auf dem Programmzettel: "les ténèbres", "la Résurrection du Christ" und l'apparition du Christ ressuscité à Marie-Madeleine", wobei sich letztere Komposition auf die Grablegung Jesu bezieht. Messiaen war u.a. Synästhetiker, d.h. er assoziierte die Orgelklänge mit Farben und war außerdem ein eifriger Sammler von Vogelstimmen. Er flocht diese Naturstimmen in etliche seiner musikalischen Schöpfungen raffiniert ein. Gerade die Orgel eignet sich bestens dazu, das zu imitieren. Jedenfalls sind seine gesamten Werke von einer tiefen Spiritualität und Gläubigkeit geprägt und das spürte man auch in der genialen Umsetzung durch den Organisten. 2000 brachte Latry auf 'Deutsche Grammophon' eine hochgelobte Gesamtausgabe Messiaen'scher Orgelwerke heraus, natürlich auf "seiner" Orgel in der Kathedrale von Notre Dame in Paris eingespielt. Nicht nur in meinen Augen die absolute Referenzaufnahme! Das Publikum wartete nun gespannt auf die Improvisation, die stets das Finale eines Latry-Konzertes "einläutet". Domorganist Prof. Markus Willinger gab vor Beginn des Konzertes dem Organisten ein entsprechendes Thema mit auf den Weg hoch zur Schwalbennest-Orgel. Die Improvisation war für meine Begriffe vom Geiste Messiaens geprägt. Mit vielfältigen, oft unerwarteten Farbtupfern und sehr hohen Tönen, die sich kontinuierlich bis zum aufwühlenden Plenum steigerten und dann langsam mit expressionistischen Stilelementen und der Wiederholung des vorgegebenen Themas abebbten. Sicher war es nicht die von manchen erwartete ultimative Vorstellung seiner virtuosen Möglichkeiten bis zu einem evtl. "ekstatischen" Schluss. Das wäre im Hinblick auf das dargebotene Programm und dem Anliegen der besonderen Orgelreihe nicht angemessen gewesen. Dabei war die Improvisation künstlerisch äußerst gehaltvoll, spannend und thematisch sensibel nachempfunden. Beeindruckend! Lang anhaltender Beifall für den Organisten. Zum Dank dafür verzauberte Olivier Latry noch mit einer Zugabe: Der Nummer XVI Priere aus dem 'Livre du Saint Sacrement'. Im langsam sich leerenden Dom konnte man ab ca. 21:30 h noch die Ausstellung "gegenüber" bestaunen. Man wünschte sich, dass das vom spanischen Künstler Jaume Plensa geschaffene weiße Porträt "Awilda in Bamberg", welches am gegenüberliegenden Pfeiler mit dem Domreiter angebracht ist, im Dom verbleiben darf (Siehe Fotos unten). Draußen leuchtete ein "Poet" des gleichen Künstlers in verschiedenen Farben, was wiederum an Messiaen erinnerte... Ungewöhnliche Perspektive mit Olivier Latry im Beifallssturm. Leider blieb der Orgelprospekt von außen unbeleuchtet.
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Konzert vom 6. September 2009, Basilika Vierzehnheiligen |
Höchstmögliche Virtuosität, mit der er die Stücke werkgetreu, doch mit eigenen Latry typischen, großartigen Farbtupfern versieht. Man ist zugleich sprach- und atemlos, wenn man seinen Improvisationen lauscht. Euphorischer Applaus der begeisterten Fans, Standing Ovations forderten zwei Zugaben heraus. Vor 10 Jahren wurde die Riegerorgel im wunderschönen barocken Orgelprospekt der Basilika Vierzehnheiligen erneuert. Titularorganist Olivier Latry (Notre Dame, Paris) ließ sich damals auf Einladung von Basilikaorganist Georg Hagel nicht lange bitten und spielte das erste Konzert auf dem traumhaft klingenden symphonischen Instrument. Zum 10-jährigen Jubiläum gab es ein Wiederhören mit dem Ausnahmeorganisten am 6. September 2009. Viele Orgelbegeisterte kamen aus ganz Franken angereist und füllten das gesamte Orgelschiff und die seitlichen Emporen.
Auf die einzelnen Programmpunkte bis hin zu Alain brauche ich nicht gesondert eingehen. Sie waren allesamt Maßstäbe für exemplarisch gute Interpretationen. Ein Traum für sich war die bisher einzige Latry'sche Komposition, eine wunderbare Fantasie über das gregorianische Motiv "Salve Regina". Die Instrumentalpassagen wechselten mit Gesängen ab, die von Wolfgang Reh (Zapfendorf) in einfühlsamer Weise vorgetragen wurden. Als erste von zwei Zugaben, die das laut jubelnde Publikum in der sonst so stillen Wallfahrtsbasilika bei 'Standing Ovations' einforderte, war natürlich die erwartete Improvisation. Sie war so phänomenal virtuos, dass es einem die Sprache verschlug. Peitschende Klangkaskaden wechselten mit kurzen sanften Interludien ab. Und alles endete in einem furiosen Finale. Olivier Latry zog bei dieser Improvisation buchstäblich alle Register seines Könnens. Unglaublich, wie man so viele komplexe Klangstrukturen und Cluster abrufen kann, die sich im Moment des Spielens ergeben. Nach dem Konzertende wartete ich am Aufgang zur Orgelempore, um vielleicht ein Autogramm auf einem mitgebrachten CD-Inlet (Gaston Litaize) zu ergattern. Aber längere Zeit tat sich nichts. So stieg ich einfach mal hoch und da stand er neben der Orgel: Umringt von meist jungen Fans und Musikern, die mit ihm sprachen oder sich mit ihm fotografieren ließen, was er geduldig und wie immer freundlich und bescheiden über sich ergehen ließ. Nein, nicht "ergehen" - er genoss es sichtlich, es machte ihm Spaß. Als ich ihm das Inlet zum Signieren überreichte, meinte er in sehr gutem deutsch, dass er da zwanzig Jahre jünger gewesen sei. Das stimmte aufs Jahr genau, wie ich hinterher feststellte. Aber er hat sich in dieser Zeit wirklich kaum verändert. Es wird mir auch immer ein Rätsel bleiben, wie man nach einem so anstrengenden Konzert so entspannt wirken kann. Nach einem kurzen Fotoshooting verließ ich das Gotteshaus. In aufgewühltem "Zustand", wie man sich leicht ausmalen kann ... Auch für einen Spitzenorganisten wie Georg Hagel war das Konzert ein beeindruckendes Erlebnis, wie er mir auf der Empore sagte. Ein großes Dankeschön, dass er uns dieses Konzert bescherte. Wikipedia über Georg Hagel: Hier ... Links: Blick vom Gnadenaltar zur Rieger-Orgel - Mitte: Die Basilika (erbaut von Balthasar Neumann). Fotos: Gerd Müller
Starorganist spielt „Geburtstagskonzert“ - Hochkarätiges Orgelkonzert mit Olivier Latry aus Notre Dame in Paris am 6. September 2009 / „Zehn Jahre Rieger-Orgel“ Am Sonntag, 06. September, gilt es für alle Fans der klassischen Kirchenmusik ein absolutes Highlight zu besuchen: Prof. Olivier Latry, Titularorganist aus Notre Dame in Paris, wird um 17.00 Uhr in der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen ein hochkarätiges Orgelkonzert mit dem Thema „Zehn Jahre Rieger-Orgel Vierzehnheiligen“ spielen. Im Jahre 1999 übergab Olivier Latry nach Einladung von Basilikaorganist Georg Hagel mit dem ersten Konzert auf dem neuen symphonischen Instrument die neue Basilikaorgel ihrer Bestimmung: die Herzen der Menschen mit ihren Klängen in Liturgie und Konzert zu Gott zu erheben. Olivier Latry wurde 1962 geboren und startete nach seinem Orgelstudium eine nahezu beispiellose Musikerkarriere: als bravouröser Gewinner mehrerer internationaler Orgelwettbewerbe hervorgegangen und mit Lobeshymnen bedacht, wurde er bereits mit 18 Jahren Organist an der beeindruckenden Kathedrale von Meaux vor den Toren von Paris. Im Alter von 23 Jahren erhielt er nach einem aufwändigen Auswahlverfahren die wohl begehrteste Organistenstelle der Welt: das Amt des Titularorganisten von Notre Dame in Paris.Drei Jahre später wurde er an das hochangesehene „Conservatoire Superieur de Musique“ als Professor für Orgelspiel und Improvisation berufen, wo er seitdem in der „Cité de la Musique“ im Nordosten von Paris bei Villette, einem riesigen Kulturtempel mit Theatern, Konzertsälen, Unterrichts- und Forschungsräumen, in einem wegen der Akustik kirchenähnlich entworfenem Orgelsaal den jungen begabten internationalen Organistennachwuchs ausbildet und in die Kunst der Improvisation einführt. Olivier Latry gilt in Musikerkreisen als einer der besten Organisten der ganzen Welt, ist auf allen fünf Kontinenten jedes Jahr in Konzerten zu hören, bespielte unzählige CDs mit seiner mitreißenden Orgelkunst und erhielt einen der begehrten Exklusiv-Plattenverträge des Labels „Deutsche Grammophon“. Die Gesamteinspielung der Orgelwerke Olivier Messiaens, dem wohl bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, in Notre Dame, am Vorabend des 100. Geburtstages des Meisters, löste nahezu seismische Störungen im klassischen Tonträgersektor aus: unzählige Klassikliebhaber und Orgelfans wollten sich ein Exemplar der fünf CDs umfassenden Box mit nahezu acht Stunden Musik sichern. Bei allem Ruhm hat Latry jedoch nie seine Bodenhaftung verloren, ist ein bescheidener, fast schüchtern wirkender Franzose geblieben, dem man seinen musikalischen Feueratem am ehesten an seinen flinken dunklen Augen ansieht, sollte er gerade einmal nicht an einer Orgel sitzen. Und wie viele ungewöhnliche Menschen hat auch er ein ungewöhnliches Hobby: er besitzt drei historische Enten 2 CV aus Wellblech des Automobilherstellers Citroen, gebaut in den fünfziger Jahren, die er liebevoll restauriert hat und auch gelegentliche nachmittägliche Ausfahrten damit unternimmt. Olivier Latry spielt in diesem Jubiläumskonzert ausschließlich französische Orgelmusik inklusive der einzigen bisher veröffentlichten Komposition von ihm selbst: einer großangelegten Fantasie über das gregorianische „Salve Regina“. Den Beginn macht die Hymne „Ave maris stella“ des Barockkomponisten Nicolas de Grigny (1672 - 1703), bestehend aus vier Einzelstücken, welche die klassischen Registrierungen der französischen Barockorgel kennzeichnen: Plain Chant als Mixturenplenum, Fugue, Duo (mit Kornett) sowie das mächtige Zungenplenum Grands jeux. Von Louis Vierne (1870 - 1937), dem berühmten blinden Organisten aus Notre Dame, spielt Latry aus der 1. Orgelsymphonie die beiden bekannten Sätze „Allegro vivace“ sowie das berühmte „Final“, eines der besten Beispiele einer französischen Toccata. Eher selten zu hören ist die 2. Fantasie des verstorbenen Jehan Alain; sie schlägt mit ihrer außergewöhnlich leuchtenden Harmonik die Brücke von der Romantik des 19. Jahrhunderts zu Latrys Eigenkomposition „Salve Regina“. Entstanden aus einer Improvisation am Ende eines Konzertes in Amerika hat Latry auf Drängen seiner Freunde diese aus dem Gedächtnis zu Papier gebracht und ist ein virtuos-dramatisches Zeugnis von Latrys Umgang mit Harmonik, unglaublicher Technik und tief empfundener Gläubigkeit. In Einzelabschnitte gegliedert, singt eine Männerstimme (Wolfgang Reh aus Zapfendorf) die einzelnen Choralzeilen vor und Latry deutet diese dann musikalisch und theologisch aus. Dieses über 20 Minuten dauernde Stück ist der Höhepunkt der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Orgeljubiläum in Vierzehnheiligen und endet, wie es auch begonnen hat, mystisch und zugleich feierlich schwebend im hauchenden Pianissimo der großartigen Basilikaorgel. (Pressetext, aus www.vierzehnheiligen.de) |
Konzert vom 20. Januar 2008 in Bamberg, Konzerthalle |
Aus dem Programmzettel der Bamberger Symphoniker: Beim zweiten Konzert am Sonntag, den 20. Januar 2008 um 17 Uhr spielt der weltweit gefeierte Organist von Notre-Dame ein rein französisches Programm, u.a. Werke von Charles Tournemire, Maurice Duruflé, Jehan Alain, Jean Langlais, Marcel Dupré und anlässlich des 100. Geburtstages von Olivier Messiaen die "Versette zum Kirchweihfest". Den Abschluss des Konzertes bildet - wie auch bei seinem letzten Auftritt in der Konzerthalle - eine freie Improvisation. Charles Tournemire (1870 - 1939) - Choral-Improvisation "Victimae paschali"
Allons enfants! Von Martin Köhl, Musikwissenschaftler Es soll Anhänger des Notre-Dame-Organisten Olivier Latry geben, denen dessen Solorezitals gar nicht schnell genug zu Ende gehen können – der abschließenden Improvisation halber. Bei allem Verständnis für die Neugier auf das, was der französische Superstar der Organistengilde zum Finale seiner Auftritte aus der Zauberkiste holt: diese Fans irren sich. Latrys improvisatorische Meisterschaft und Originalität wird nämlich noch übertroffen von seiner Interpretationskunst. Fast jegliche Literatur, die ihm unter die Finger kommt, gerät mustergültig und wird, wenn tontechnisch aufgezeichnet, in der Regel auch zur allseits gelobten Referenzaufnahme. Insofern durfte man bei Latrys drittem Gastspiel in Bamberg trotz aller berechtigten Vorfreude auf die Schlussimprovisation gleichermaßen gespannt sein auf die Auseinandersetzung mit jenem Repertoire, das ihm herkunftshalber auf den gallischen Leib geschnitten ist: die französische Moderne. Zwar ist er ebenso authentisch in der Orgelromantik unseres von mächtigen Kathedralinstrumenten verwöhnten Nachbarlandes zu Hause, doch Namen wie Charles Tournemire, Maurice Duruflé, Jehan Alain, Jean Langlais oder Marcel Dupré stehen für Komponisten, denen der junge Latry entweder noch persönlich begegnete oder mit denen ihn ein Schüler- bzw. Enkelschülerverhältnis verband. Und da er natürlich genauestens weiß, wie deren Werke auf den diversen Großorgeln in Paris klingen, kann er ihre Atmosphäre auch – zumindest rudimentär – von der Seine an die Regnitz bringen. Meisterhaft grandios ... Seit einem halben Jahr wusste ich, dass Olivier Latry, Titularorganist von Notre Dame de Paris, zum dritten Mal in Bamberg Station macht. Und die Orgelfreunde strömten in den großen Saal. Es war nicht zu übersehen, dass im Gegensatz zu anderen renommierten Organisten dieser Name eine magische Wirkung entfaltet, wenn er auf einem Programmzettel auftaucht. Nach dem 1992er Konzert im Dom nahm er zum zweiten Mal am elektronischen Spieltisch der großen Jann-Orgel in der ‚Sinfonie an der Regnitz’ Platz. Meine Pulsfrequenz erhöhte sich, als Latry von Prof. Edgar Krapp, Mentor der Orgelreihe und weltweit bekannter Organist mit Wurzeln in Bamberg, herzlich begrüßt wurde. Latry informierte in gutem Deutsch mit herrlichem Akzent über die Programmpunkte, die diesmal ausschließlich modernen Werken französischer Komponisten gewidmet waren. Er gab auch einige Anekdoten zum Besten. Zu Messiaen wusste er zu berichten, dass dieser oft schon ab 4 Uhr früh aufstand, um den Klängen der Vögel in seinem Garten zu lauschen. Nicht selten begleitete ihn seine Frau, mit einem Tonband bewaffnet, bis in den Wald. Messiaen übernahm diese Vogelstimmen in einige zum Teil meditative Kompositionen. So auch in die ‚Versette zum Kirchweihfest’, die nach der Pause erklang. Verblüffend, wie man mit einer raffinierten Registrierung Vogelstimmen imitieren kann. Mächtig gelang der Einstieg in das Konzert mit der Choral-Improvisation ‚Victimae paschali laudes’ von Charles Tournemire. Das ‚Scherzo Nr. 2’ von Maurice Duruflé, der nur wenige Eigenkompositionen für würdig fand, sie der Nachwelt zu erhalten und keine leicht zu spielenden Partituren schrieb, war ebenso vertreten, wie zwei Werke des im Zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen gefallenen Jehan Alain. Nach Langlais endete die erste Hälfte mit dem phänomenalen ‚Präludium und Fuge g-moll’ von Marcel Dupré. Man ist fassungslos, wie man solche Werke auswändig spielen kann. Nach der Pause zelebrierte er die schon genannten ‚Versets pour la fete de la Dédicace’ mit den Vogelstimmen. Von Jean-Louis Florentz berichtete Latry, dass ihn auf Flügen nach Äthiopien und Kenia die brummenden Triebwerke der Flugzeuge dazu inspirierten, die tiefen, wummernden Frequenzen in den ‚Blumengesang’ (Chant des fleurs) einzubauen. Latry beförderte diese Illusion mit Hilfe der riesengroßen Orgelpfeifen beeindruckend. Vor allem, wenn man die Augen schloss. Die ‚2. Evocation’ von Thierry Escaich (gleichfalls ein begnadeter Improvisator) war von einer tollen Ryhthmik geprägt, wobei mit Hilfe der Pedale quasi ein Schlagzeug simuliert wurde. Wie unglaublich schnell und elegant die Finger über die Tasten hinweg glitten, konnte man ermeut bei der atemberaubend schönen Improvisation zum Schluss erleben. Nicht nur für mich einsamer Höhepunkt eines Latry-Konzertes. Edgar Krapp gab auf, über die deutsche und französische Nationalhymne zu improvisieren. Beeindruckend, wie Latry das komplizierte tonale Geflecht systematisch-spannend aufbaute und schließlich ganz oben auf dem Melodienolymp sanft die deutsche Nationalhymne erklingen ließ. Nach ca. 18 Minuten hatte Latry alle Facetten ausgelotet und mit einem spektakulären Schluss die Orgelfreunde wieder einmal fasziniert. Eine Referenz an die deutschen Gastgeber, dass er die französische Hymne nur vage andeutete?
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Olivier Latry - Cover Galerie
CDs (Auswahl)
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