Edgar Krapp, Michael Schönheit, Organisten -
Herbert Feuerstein - Info


Programm

Richard Wagner (1813 - 1883) - Vorspiel zur Oper "Die Meistersinger von Nürnberg"

Pressetext:
"In vielem sind Richard Wagners „Meistersinger" ein Gegenstück zu seinem Musikdrama „Tristan und Isolde", aber auch zum düsteren „Tannhäuser", an dessen Ende der „Sängerkrieg auf der Wartburg" steht. Als komische Oper konzipiert, dreht sich die Geschichte der „Meistersinger" um die Tochter des Goldschmieds Veit Pogner, Eva, deren Zukünftiger durch einen Sängerwettbewerb auserkoren werden soll. Das Happy End ist vorprogrammiert, der junge Ritter Walther von Stolzing macht das Rennen, während der ungeliebte Beckmesser das Nachsehen hat. Wie unter einem Brennglas sind bereits in der festlichen Ouvertüre die zentralen Stationen der Bühnenhandlung vorausgenommen.

Peter Tschaikowsky (1840 - 1893) - Suite aus dem Ballett "Der Nussknacker" op. 71a
- Ouverture miniature

- Danses charactéristiques:

Marche (Marsch)
Danse de la Fée Dragée (Tanz der Zuckerfee)
Danse russe Trepak (Russischer Tanz)
Danse arabe (Arabischer Tanz)
Danse chinoise (Chinesischer Tanz)
Danse des mirlitons (Tanz der Rohrflöten)
Valse des fleurs (Blumenwalzer)

Camille Saint-Saëns (1835 - 1921) - "Der Karneval der Tiere" - große zoologische Fantasie

- Introduktion und Königsmarsch des Löwen (Andante maestoso - Allegro non troppo)
- Hennen und Hähne (Allegro moderato)
- Maulesel (Schnelle Tiere) (Presto furioso)
- Schildkröten (Andante maestoso)
- Der Elefant (Allegretto pomposo)
- Känguruhs (Moderato)
- Aquarium (Andantino)
- Wesen mit langen Ohren (Tempo ad libitum)
- Der Kuckuck in der Tiefe der Wälder (Andante)
- Vogelhaus (Moderato grazioso)
- Organisten (!!!) - Allegro moderato)
- Fossilien (Allegro ridicolo)
- Der Schwan (Andantino grazioso)
- Finale (Molto allegro)


Pressetext

Herbert Feuerstein - Foto: © Gerd Müller

"Michael Schönheit stammt aus dem thüringischen Saalfeld und ist seit 1986 Organist des Leipziger Gewandhauses. Hier umfasst sein Wirkungsbereich die Gestaltung der Orgelkonzerte mit thematisch übergreifenden Zyklen, die Mitwirkung in den Kammermusiken und solistische Auftritte mit dem Gewandhaus-Orchester. Seit 1996 ist er auch Domorganist in Merseburg, er betreute dort die umfangreiche Restaurierung der berühmten Ladegast-Orgel. 1998 gründete er das auf Instrumente alter Mensur musizierende Ensemble „Merseburger Hofmusik“. An der Musikhochschule Nürnberg leitet er eine Orgelklasse.

Michael Schönheit hat 2008 zusammen mit Edgar Krapp eine vierhändige und vierfüßige Orgelversion des „Carnevals der Tiere“ von Camille Saint-Saëns einstudiert. Der Erfolg im Rahmen einer Orgelnacht im ausverkauften Leipziger Gewandhaus war so groß, dass dieses weltweit populäre Werk in dieser Version nun auch in Bamberg präsentiert wird. Der Clou des Konzertes war die heiter-witzige Moderation des bekannten Kabarettisten und Entertainers Herbert Feuerstein. Der gebürtige Österreicher hat vor seinen vielfältigen Engagements in Presse, Rundfunk und Fernsehen am Salzburger Mozarteum Klavier, Cembalo und Komposition studiert, was kaum jemand weiß. Seit Jahren widmet er sich verstärkt wieder der Präsentation von klassischer Musik, wodurch sich für ihn „ein Kreis geschlossen“ hat.

Ergänzt wird das Programm durch Richard Wagners Vorspiel zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ sowie die Suite aus dem Ballett „Der Nussknacker“ von Peter I. Tschaikowsky. Auch dazu wird sich Herbert Feuerstein passende, manchmal vielleicht auch eher ungewöhnlich Texte einfallen lassen.

Das Publikum erwartet also ein Klangerlebnis besonderer Art und ein ausnehmend unterhaltsames Konzert, das sicherlich auch für Kinder gut geeignet ist."

Zu Edgar Krapp

"Der künstlerische Berater und Kustos der Orgel

Der 1947 in Bamberg geborene Edgar Krapp war von Jugend an als begeisterter Zuhörer mit dem Orchester der Bamberger Symphoniker eng verbunden. Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei den Regensburger Domspatzen, an der Münchner Musikhochschule bei Franz Lehrndorfer und während eines einjährigen Studienjahres in Paris bei Marie-Claire Alain.
Neben mehreren anderen Wettbewerbserfolgen gewann er 1971 den 1. Preis im Fach Orgel beim Internationalen ARD-Wettbewerb in München. Konzertreisen führten ihn seither in fast alle Länder Europas, nach Nord- und Südamerika sowie nach Japan.

Einen besonderen Akzent seiner Arbeit bildeten Aufführungen von Konzerten für Orgel und Orchester unter so renommierten Dirigenten wie Rafael Kubelik, Colin Davis, Lorin Maazel, Horst Stein, Georges Prêtre, Christoph Eschenbach u. a., darunter die Uraufführung der "Symphonischen Peripetie" für Orgel und Orchester von Rafael Kubelik mit dem Chicago Symphony Orchestra 1985.

So lag es nahe, ihn als Berater für den Orgelneubau in der Konzerthalle zu verpflichten und ihm die künstlerische Leitung der Orgelreihe zu übertragen. Er spielt in Bamberg pro Saison ein Solokonzert und hat darüber hinaus mit dem Orchester Orgelkonzerte von Georg Friedrich Händel, Joseph Haydn, Paul Hindemith, Francis Poulenc sowie Kirchensonaten von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt, außerdem zusammen mit dem Chor der Bamberger Symphoniker unter Leitung von Rolf Beck die Messe in D-Dur von Antonin Dvorak."

Quelltext ...

Informationen zur Orgelreihe auf der Website der
"Bamberger Symphoniker - Bayerische Staatsphilharmonie"

Weitere Links:

Feuersteins Website

Wikipedia:

Edgar Krapp
Michael Schönheit
Herbert Feuerstein



Mit Pedal und Manual: Edgar Krapp

Orgel vierhändig und vierfüßig - 23.01.2011 Konzerthalle Bamberg

Edgar Krapp (Bamberg/München)
Michaell Schönheit (Gewandhaus Leipzig)
Moderation: Herbert Feuerstein

Foto: © Gerd Müller (ganz rechts Alfred Därr)

Weiter unten, im grau hinterlegten Rahmen, empfehle ich die Rezension von Martin Köhl, der das Konzert durchaus launig aus dem Blickwinkel eines professionellen Musikkritikers besprach ...

Wie alljährlich zur Faschingszeit lässt sich Prof. Edgar Krapp, der Mentor der renommierten Orgelreihe in der Bamberger Konzerthalle, etwas Besonderes einfallen. Diesmal waren es publikumswirksame Werke von Richard Wagner, Peter Tschaikowsky und Camille Saint-Saëns, die von Alfred Därr (der mit anwesend war) in das Orgelfach transkribiert wurden.

Bereits eine Stunde vor Beginn strömten auffällig viele Eltern mit ihren oft noch sehr kleinen Kindern in die Halle. Zuerst dachte ich, sie hätten Herbert Feuerstein mit Fred aus der Trickfilmserie verwechselt. Mitnichten, es war ja ein Programmangebot für Groß und Klein, was zu diesem Run führte. Und natürlich waren Feuerstein, der selbst geschriebene verbindende Worte beisteuerte, neben den beiden Organisten Michael Schönheit (Gewandhaus Leipzig) und "Lokalmadator" Edgar Krapp (Bamberg und München) die großen Zugpferde des heiteren Nachmittags.

Edgar Krapp stand eine gute Viertelstunde vor Konzertbeginn etwas versteckt in einem Seiteneingang neben der großen Jann-Orgel und schaute minutenlang via Publikum. Er konnte es nicht fassen, dass etwa 8 - 900 junge wie ältere Musikliebhaber den Weg hierher fanden. Sonst sind es allenfalls mal halb so viele.

Auf dem Programmzettel war die Feuerstein'sche Vita abgedruckt. Die begann so:

"Geboren 1937 im Bahnhofsgebäude von Zell am See (Österreich), in der Dienstwohnung seines Vaters, Fahrdienstleiter der eingleisigen Schmalspurbahn zu den Krimmler Wasserfällen. In Salzburg versuchte Herbert Feuerstein aufzuwachsen, wurde aber nur 1,65 m. ..."

So in etwa muss man sich auch seine übrige Moderation vorstellen, die einfach herrlich skurril war. Unter großem Beifall betraten die Organisten - in schwarz - und Feuerstein - weißer Frack, Hose, Schuhe - die Bühne. Im ersten Konzertabschnitt bespielten die Organisten vierhändig und -füßig den Orgeltisch unmittelbar an der Orgel, nach der Pause war der fahrbare Orgeltisch auf der großen Bühne natürlich der bessere Blickfang, wo man zwei begeisterte und oft im Takt wippende Organisten dicht nebeneinander sitzend spielen sah.

In des Wortes wahrstem Sinne märchenhaft erzählte Feuerstein aus seiner Sicht die Historie zu den Meistersingern, oft gewürzt mit Seitenhieben auf aktuelle Ereignisse. Köstlich seine Ausführungen zum Nussknacker. Die sonst nur von konzertanten Aufführungen bekannten einfühlsamen Kompositionen von Peter Tschaikowsky gerieten zu einem besonderen Highlight. Mit etwas Fantasie konnte man Balletttänzerinnen vor dem geistigen Auge über die Bühne huschen sehen. Schön auch das Glockenspiel der Orgel, das bestimmte Sequenzen bereicherte.

Der Karneval der Tiere geriet zu einem weiteren Ohrenschmaus. Da wurde aus der bekannten Zeitung die WILDzeitung, die über die jährliche Versammlung der Tiere berichtete. Oder Feuerstein kündigte gackernd die "Hennen und Hähne" an. Bei dieser Saint-Saens-Komposition stellte die Orgel wieder einmal ihr fast unerschöpfliches Klangspektrum unter Beweis.

Natürlich war eine Zugabe Pflicht. Krapp und Schönheit spielten das "Finale" (Molto allegro) aus dem Karneval noch einmal und danach gab Feuerstein den beiden je einen Handkuss. Denn die Hände hatten bei dem Konzert oft ihre Virtuosität unter Beweis zu stellen. Nach dieser Demonstration dürfte hoffentlich bei vielen bislang Orgelverweigerern ein Umdenkungsprozess eingesetzt haben. Der Orgelreihe wäre es zu wünschen, denn sie hat bisher viele weltbekannte Organisten und Organistinnen präsentiert und unvergessliche Konzerterlebnisse beschert.

Gerd Müller

Musikwissenschaftler Martin Köhl, Bamberg, schrieb für die Tageszeitung "Fränkischer Tag" eine ausführliche Rezension (Dank an Herrn Köhl für die freundliche Genehmigung zur Übernahme des Artikels!):

Federvieh aus Bodenhaltung und ein achtarmiger Oktopus

Herbert Feuerstein, Edgar Krapp und Michael Schönheit machten mit Bambergs Konzerthallenorgel einen Ausflug in die Tierwelt.

Ja do schau her, über 800 Zuhörer bei einem Orgelkonzert, wer hätte das je für möglich gehalten? Natürlich ist Edgar Krapp als organaler Lokalmatador noch immer ein Magnet, aber um die Bamberger Konzerthalle auf zwei Drittel zu füllen, braucht es schon einen Mitspieler der ganz besonders populären Art. Mit dem Entertainer Herbert Feuerstein wurde einer gefunden, der nicht nur aus Funk und Fernsehen sowie als Autor sattsam bekannt ist, sondern auch noch eine besondere Affinität zur Orgel hat. Insofern war es zum Auftakt des 3. Konzertes der symphonischen Orgelreihe schon eine erste Pointe, wenn Feuerstein als Kenner der Königin der Instrumente arglos bekannte, er wisse nicht, warum die beiden Solisten vor der Pause am oberen und nach der Pause am unteren Spieltisch werkelten. Edgar Krapp und der Leipziger Gewandhausorganist Michael Schönheit wussten es so gut wie er und boten als Konzertouvertüre eine rasante Interpretation des Vorspiels zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ in der Transkription von Alfred Därr. Die beiden Orgelmaestri registrierten das Hauptthema fanfarenartig, zeigten jedoch in den Seitensätzen, die bis zu leisen gedeckten Klängen zurückgenommen wurden, wie facettenreich Wagners Ohrwurmstück doch ist.

Dass dieser Abend in musikalischer Hinsicht zu allererster Güte reifen würde, war nach diesem Entrée schon klar, aber wie launig-geistreich könnte wohl der Auftritt des so weiß wie einst Fred Astaire gekleideten Moderators ausfallen? Herbert Feuerstein wählte für die beiden großen Werke des Abends eine allemal Erfolg versprechende Methode, nämlich die launige, mit diversen aktuellen Anspielungen gewürzte Nacherzählung des Stoffes. Bei Tschaikowskys Suite aus dem Ballett „Der Nussknacker“ konnten die Bamberg-Bezüge zwangsläufig nicht ausbleiben – aus hoffmanesken Gründen wohlgemerkt. Für eine weihnachtliche Bescherung sei diese Geschichte eine wahre Horrorvorlage, so Feuerstein hintersinnig, und das nicht nur, weil schon damals für Fritzchen – wie heute für all die Kevins – Kriegsspielzeug unterm Weihnachtsbaum ein Muss gewesen ist. Aber dann gab es eine originelle Version von E.T.A. Hoffmanns Märchen zu hören, unterbrochen von den trefflich gespielten und ideal registrierten Nummern der Ballettkomposition. Allerdings fielen manche auf die Musik bezogenen Übergänge des Moderators etwas beschwerlich aus, denn Tschaikowsky hat an der ursprünglichen Textvorlage weit vorbeikomponiert. So musste die „Danse chinoise“ auf die Stichworte „Fälschung“ und „Markenpiraterie“ hören und der „Tanz der Rohrflöten“ gehorchte dem bemühten Hinweis, dem König sei nach dem Missgeschick seines Juniors alles „flöten gegangen“. Nun ja...

Nach dem charmant dargebotenen Blumenwalzer ging es in eine angeregte Pause und danach zum Hauptwerk des Abends, der Adaption von Camille Saint-Saens’ berühmtem „Karneval der Tiere“. Hier ließen sich natürlich allerlei erfundene Geschichten sowohl aus dem wilden wie aus dem domestizierten Bestiarium erzählen, und die Protagonisten aus der Nummer zwei – Hennen und Hähne – entstammten zweifelsfrei der „Bodenhaltung“. Dass in der Nummer elf die Pianisten zu Organisten umgemünzt werden würden, stand zu erwarten, notabene mit vier Armen und vier Beinen alias „Octopus Horowitz“. Zum Schluss, nach graziösem „Schwan“ und furiosem „Finale“, gab Herbert Feuerstein dem tierliebenden bzw. –haltenden Teil des Auditoriums noch einen guten Rat mit auf den Weg: Sollten Hund oder Katze mal ganztägig abhanden kommen, so läge die Vermutung nahe, dass sich die geliebten Vierbeiner zum Karneval der Tiere davongestohlen hätten. Das wollen wir nach diesem herzhaften Abend gerne glauben!

Von links: Edgar Krapp, Herbert Feuerstein, Michael Schönheit

Fotos: © Gerd Müller