Haindling - Konzertrezensionen |
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Haindling in Weiden - 2. November 2007 - Mehrzweckhalle Der Soundcheck ließ bereits ahnen, welch kreatives Potential in dieser Gruppe steckt und wie ernst er nach wie vor genommen wird. Da muss jede Kleinigkeit stimmen, jede Unstimmigkeit sofort behoben werden. Tonmischung, Ton- und Lichtregie müssen eine Einheit bilden. Aber das wusste ich schon vorher … Gerd Müller - 5.11.2007 |
Im Rahmen des Sternenfestivals Litzendorf bei Bamberg freuten wir uns schon lange auf das letzte Haindling-Konzert vor der Sommerpause, das unter dem Motto „25 Jahre Haindling“ stand. Im roten, ovalen 8-Masten-Zirkuszelt fanden 2500 Zuschauer Platz. Die ganze Breite der Bühne war vollgestopft mit dem Bandequipment und den oft exotischen Musikinstrumenten einschließlich Chinagong. Nach einem instrumentalen Vorspiel erschienen die sechs Musiker auf der Bühne. Unter gesteigertem Beifall kam als letzter Hans-Jürgen Buchner. Was auffiel, dass im Gegensatz zu „normalen“ Rockkonzerten die Lautstärke den Ohren gut tat. Stöpsel brauchten also nicht aktiviert zu werden und so konnte man sich einem völlig ungetrübten Musikgenuss hingeben, der dennoch alles andere als leise war. Wichtig war Hans-Jürgen stets die Kommunikation mit dem Publikum. Als er wegen der Sitzbestuhlung darauf verwies, dass er an geeigneter Stelle zum Aufstehen einlädt, weil das sicher mal gut tue, erntete er gleich Beifall. Oder wenn er zur Lach- oder Schreitherapie auffordert, weil der positive Effekt wissenschaftlich erwiesen sei. Aber der Reihe nach. Man startete mit dem Kracher: „Bayern“ („Bayern, des samma mir, Bayern und des bayerische Bier! Bayern und des Reinheitsgebot, des is unser flüssiges Brot!“). Danach lief ein Querschnitt aus 25 Jahren Haindling ab, immer von der intelligent eingesetzten Lightshow und dem LED-Lichtvorhang visuell begleitet. Bei „Liebe“ musste natürlich das rote Herz entsprechend klopfen. Ob es ein Instrumental auf langen Klanghölzern war, die Michael und Hans-Jürgen kunstvoll bearbeiteten oder die tollen Bläsersätze, die das Charakteristikum des Haindling-Sounds unterstrichen. „Du Depp“ - mit einem spektakulären Bass-Solo von Wolfgang Gleixner. „Irgendwie und Sowieso“ (aus der legendären Kultserie mit Ottfried Fischer, Petra Pascal, Robert Giggenbach, Bruno Jonas und anderen), „Paula“, „Spinn i“ und viele andere Songs. Nach genau einer Stunde gab es den ersten totalen Licht- und Tonausfall, denn ein Gewitter mit Starkregen tobte sich über dem Zelt aus. Geistesgegenwärtig spielte man einige Minuten lang bei völliger Dunkelheit ohne Verstärker ein Bläserinstrumental. Wie seinerzeit auf der Titanic. Toll reagiert! Später stellte Buchner seine Erfindungen zum Nichtraucherschutz in Gaststätten vor. Zum Totlachen. Als Beispiel für Männer setzte er sich einen transparenten, aufblasbaren Hut auf. Der war mit einem Mundschlauch verbunden und bei jedem Atemzug mit Rauch füllte er sich immer mehr. Seine Empfehlung: Dann vor die Tür zu gehen und den Rauch herauszulassen. Für Damen gab es eine rosarote Ausgabe im Look der 20er Jahre. Köstlich. Oder eine aufblasbare Hand. Vorstellbar wäre das auch, so Buchner, mit einem Ponchoumhang, der reiche dann für 3 Zigarettenpackungen. Natürlich könne man damit auch ein Geschäft machen, indem man gegen 10 Cent die verbrauchte Rauchluft an Anwesende verkaufe, so dass irgendwann sich alles in Luft auflöst. Immer wieder animierte er die begeisterten Fans zum Mitmachen. Ein Versuch in mehreren Variationen war, dass die Leute verschiedene Töne summen sollten. Daraus werde ein Techniker später etwas zusammenmixen. Außerdem komme das auf die nächste CD, dann könne sich jeder leicht „heraushören“. Also wurden vor Ort digital die Töne aus dem Publikum, ob in A oder G, aufgenommen und später als Hintergrund für 3 Improvisationen verwendet, die Hans-Jürgen mit einer singenden Säge, einer geschlossenen Klangschale namens Hang und einem seltenen irischen Saiteninstrument spielte. Wunderbar diese Idee. Nachdenkliches durfte auch nicht fehlen, wie das Lied von den Fidschi-Inseln, die auf Grund der Klimakatastrophe in einigen Jahrzehnten im Meer versinken und die sich genau „unter uns“, der Erdkugel, befinden. Nachdem auch ein weiterer Stromausfall überstanden war, ging es nach zwei Stunden noch fast eine Dreiviertelstunde mit Zugaben weiter. Die Zuschauer mussten noch einmal aufstehen. Zu einer Walzer-Schunkelnummer mit den Platznachbarn „Leit hoit’s z’samm“. Ganz zum Schluss natürlich „I hob di lang scho nimmer g'seng“ und mit einem werbenden Hinweis auf Töpfersachen aus der eigenen Töpferei und der vietnamesischen Maultrommel, die man ebenfalls erwerben könne, gab er noch eine Gebrauchsanweisung, wie das handliche Instrument gehandhabt wird. Eine tolle Improvisation war dann natürlich die Folge. Quasi nach dem offiziellen Konzertende. Mich erinnerte der Klang an ein Didgeridoo. Hm, dieses Instrument fehlt noch in Buchners Sammlung. Beim Schlussapplaus machten zwei Musiker noch einen Kopfstand. Dabei kamen ihre weißblauen langen Strümpfe zum Vorschein. Wieder einer der vielen Gags. Ein phänomenal gutes emotionsgeladenes Konzert ging dann zu Ende, bei dem alle Musiker mit großer Spiellust bei der Sache waren, ihr „Kind im Manne“ nicht versteckten und sie nicht selten mit ihren Blasinstrumenten auf der Bühne Pirouetten tanzten. Mehrmals bedankte sich der Meister mit einem „Sauber war’s“ und dass es ein wunderschönes Konzert gewesen sei. Wenn man ihn kennt, weiß man, dass dies das allerhöchste vorstellbare Lob an ein tolles Publikum war. Kaum war man vor dem Zelt, kündigte eine neue „Himmels-Lightshow“, eine gewittrige Katastrophennacht für die Region an …
Sommerkonzert Fürth - 2004 (30.01.2005) - Fotos © Kohler Konzert- u. Theaterfotografie für Haindling Internet Crew (Danke Lothar!). Hier ein Link zu Kohler Foto: Mehr ... |