Jean Guillou, Organist - Info * 18.04.1930 † 26.01.2019 |
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Ein spektukaläres Beispiel seiner Kompositonskunst - die DVD ist ein MUSS !
Ein kleiner Blick in seine Vita zeigt, was in ihm schlummert: Guillou gilt als einer der herausragenden Organisten. Am 18. April 1930 in Angers
geboren, war er ab 1945 Schüler der bedeutenden französischen Organisten
und Komponisten Marcel Dupré, Maurice Duruflé und Olivier Messiaen. Anmerkung:
Inhalt: Hörproben: Hier ... Anmerkung: Inhalt dieser Improvisations-CD zu weihnachtlichen Themen:
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Das war am 21.04.2018 - Unterschrift bei diesem Clip auf YouTube: "Auch eine Art seinen 88. Geburtstag zu feiern.: Der Grand Maitre der Orgel Jean Guillou brachte den Großen Saal mit seinem Opus Magnum »La révolte des orgues« und insgesamt neun (!) Orgeln so richtig zum Beben!" Jean Guillou ist zweifellos einer der weltbesten Organisten. Seine Improvisationen, also das freie Spiel nach einem vorgegebenen Thema, beherrscht er atemberaubend gut. Ich erlebte ihn zum ersten Mal live am 5. Juli 2001 anläßlich der 50. Internationalen Orgelwoche in Nürnberg in der Kirche St. Sebald. Und war hellauf begeistert. Vor allem von der freien Improvisation zum Schluss des Konzerts, die ein Thema aus der Offenbarung 21, 1-27 zum Gegenstand hatte (siehe linke Spalte "Gerds Autogrammjuwel"). Naturgemäß beschränkte die Themenstellung der ION "Musica Sacra" die Möglichkeiten dieses Ausnahmeorganisten, des "Grandseigneurs" der Orgelwelt, sich noch freier zu entfalten. Noch freier die Möglichkeiten auszuloten, die dieser Genius in sich trägt. Dies holte Guillou bei einem denkwürdigen Konzert am Sonntag, 19. November 2006 in der Konzerthalle Bamberg nach, in der die größte Konzerthallenorgel Deutschlands steht. Und in der regelmäßig die Bamberger Symphoniker konzertieren. Ich habe eine solche Begeisterung von Orgelfreunden, die zum Teil von weither anreisten, noch nie erlebt. Wann kommt es schon vor, dass zweimal "Standing Ovations" gegen Ende eines fulminanten Konzerts mit zwei Zugaben (eine von Clerambault) die faszinierten Zuhörer einfach aus den Sitzen reissen? Man vergaß, dass Guillou fast 77 Jahre alt war. Gut, dass der Bayerische Rundfunk das Konzert aufgezeichnet hat und man es irgendwann noch einmal nacherleben darf.
"Organist in Residence" und neuer Kurator der Orgelreihe Gunther Rost © Foto: Christophe Sorenti Zum zweiten Mal nach 2006 beehrte der Grandseigneur der Orgelkunst, Jean Guillou, die Bamberger Orgelfreunde in der Konzerthalle. Wenn man liest, dass er Schüler der weltbekannten Komponisten und Organisten Marcel Dupré, Maurice Duruflé und Olivier Messiaen war und seit über 50 Jahren als Titularorganist an der Pariser Kirche St. Eustache wirkt, weiß man seinen Besuch umso mehr zu schätzen. Begrüßt wurde er vom „Organist in Residence“ Gunther Rost, Nachfolger des überaus verdienten Prof. Edgar Krapp, dem bisherigen Kurator der Orgelreihe. Einen würdigeren Nachfolger hätte man sich gar nicht vorstellen können ... Guillou stellte die einzelnen Stücke dann selbst in gutem Deutsch vor (Foto rechts) und schwang sich mit elegantem Hüftschwung auf den Orgelsitz. Zum Auftakt spielte er das „Concerto C-Dur BWV 594 nach Vivaldis Concerto „Grosso Mogul“ RV 208, eine Herausforderung für jeden Organisten. Guillou löste dies äußerst virtuos und natürlich (!) ohne Gebrauch von Notenmaterial. Die folgende symphonische Dichtung „Säyao u „L’Oiseau bleu“ op. 50 („Der blaue Vogel“) beruhte auf einer einfachen koreanischen Volksweise, über die er bei einem Konzert in Südkorea improvisierte. Daraus entwickelte er später eine komplexe und sehr reizvolle Dichtung. Was verwunderte war, dass er für diese Eigenkomposition Noten verwendete. Um nicht der Versuchung zu erliegen, dass seine sich verselbständigenden flinken Finger doch wieder eine veränderte Improvisation kreieren? Wer weiß, das hätte ich ihm jedenfalls sofort zugetraut… Vor der Pause spielte er noch seine Transkription über die Liszt’sche Komposition „Orpheus, Symphonische Dichtung Nr. 4“ in beeindruckender Weise. Wieder ohne Noten zu verwenden. Was er als Abschluss des Konzertes mit der eigenen Transkription der „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky wieder aus dem Gedächtnis bot, war überwältigend. Wenn ich ehrlich bin, vermisste ich keine Sekunde die ursprüngliche Klavierfassung oder eine orchestrale Version. Flotter als zum Beispiel in der Version des Bamberger Organisten Winfried Bönig (jetzt Domorganist in Köln) ging er die „Promenade“ oder auch „Bydlo“ an, wobei natürlich jede der Transkriptionen ihre eigenen Reize hat. Mit einer fantasievollen Registrierung lieferte er einen Querschnitt durch die vielfältigen Klangmöglichkeiten der großen Jann-Orgel, eine der größten Konzertorgeln Deutschlands. Wunderbar war zu beobachten, wie leicht seine Füße über das Pedal huschten. Und das mit 82 Jahren. Ein kleiner, aber feiner Vorgeschmack auf den Pedalartisten Cameron Carpenter, der im Mai 2013 ein sicher spektakuläres Konzert geben wird. Tosender Applaus mit Standing Ovations des recht zahlreich erschienenen Publikums waren der verdiente Lohn für ein faszinierend-farbiges Klanggemälde. Eine Zugabe wolle er, so Guillou mit schelmischem Unterton, wieder einem russischen Komponisten widmen: Peter Tschaikowsky. Der „Tanz der Zuckerfee“ geriet auch dank des Glockenspiels, einem Effektregister der Jann-Orgel, einfach zauberhaft! Hier vermisste ich ebenso wenig die orchestrale Version und dergleichen. Klangzauberer Guillou hatte wieder einmal die Herzen der Orgelfreunde für sich gewonnen und hinterließ unauslöschliche Eindrücke, auch wenn man eine sonst übliche Abschluss-Improvisation doch etwas vermisste.
Gerd Müller Das Bamberger Konzert vom 19.11.2006 - ein Rückblick: Das Konzert bestand aus folgenden Werken: Johann Sebastian Bach (1685-1750) - Concerto C-Dur BMV 594, nach dem Concerto
"Grosso Mogul" für Violine, Streicher und Basso continuo von
Antonio Vivaldi
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