"Ein Lächeln ist die kürzeste Entfernung zwischen Menschen"
"Wenn Wilhelm Tell das Saxophon erfunden hätte, hieße es Tellephon"
Victor Borge (eigentlich: Börg Rosenbaum)

Victor Borge war ein Meister im Kombinieren von Komödie und klassischer Musik. Er gewann mit seinem musikalische Können, seiner Mimik und Gestik, der geistreichen Verulkung von Musik und seinem schlagfertigem Witz eine große Fangemeinde.

Kurz vor Weihnachten 2000 verstarb der dänisch-amerikanische Pianist und Komiker im gesegneten Alter von 91 Jahren in Connecticut. Er begann seine Karriere als klassischer Pianist in Kopenhagen sowie Berlin und Wien. Schon als 14-jähriger brachte er bei einem Rachmaninoff-Konzert durch seine "Einlagen" fast das Orchester aus dem Takt, zur Freude des begeisterten Publikums. So baute er sein komisches Talent bald fest in seine Auftritte ein und wurde damit in den 30er Jahren und natürlich die folgenden Jahre zu einem der berühmtesten Künstler Dänemarks ("Der bekannteste Däne seit Hamlet").

Bei ihm herrschte "Anschnallpflicht". Wie das zu verstehen ist? Er hatte diebischen Spaß daran, sich mit einem Auto-Gurt, den er um die Hüften legte, an seinem Klavierhocker anzuschnallen. So konnte es nicht passieren, das er schon mal herunterplumpste, wenn er es zu eifrig mit den Tasten trieb ...

Er machte gerne Witze über Hitler und die "Stechschritt-Germanen". Einmal frug er nach dem Unterschied zwischen einem Nazi und einem Hund. Die Antwort: "Der Nazi hebt den Arm".

1940 musste der Sohn einer jüdischen Familie vor den Nationalsozialisten nach Amerika flüchten, wo er zuerst in Bing Crosbys Radioshow auftrat. Ab 1948 hatte er seine eigene Bühnenshow 'Comedy in Music' am Golden Theatre in New York. Später dirigierte Victor Borge auch verschiedene Orchester und leitete sogar einen Kinderchor. Noch bis in die 80er Jahre ging machte er große Tourneen und gab jedes Jahr fast 100 Konzerte. Glücklicher Weise gibt es von ihm viele Video- und Schallplattenaufnahmen, wenngleich speziell die Plattenaufnahmen auf Grund der nachlassenden Resonanz immer seltener gepresst werden. Das ist dann ein Fall für Ebay oder sonstige Unternehmen ...

Weitere Beispiele aus deinem Wirken: Da kam jemand bei einem seiner Konzerte in den Staaten zu spät in den Saal. Borge:"I come from Copenhagen and was here before you!" - ("Ich komme aus Kopenhagen und war vor dir hier!"), fällt von seinem Klavierstuhl und liest seine Noten auf dem Kopf stehend ab.
Es gibt ein paar wenige "unwissende" Gäste: ein Bühnenarbeiter, der dazu auserkoren wird, Borges Seiten umzublättern, die Sopranistin Marylyn Mulvey, die versucht, tapfer eine Verdi-Arie über die Runden zu bringen, während Borge stichelt und schimpft und Sahan Arzruni, als er und Borge eine zweistimmige ungarische Rhapsodie an einem Klavier spielen und sich einen kleinen "Finger-Ringkampf" liefern und ständig um sich herumlaufen. Borge präsentiert auch eine Oper "geschrieben von Mozart, aber Salieri zugerechnet", "so you can imagine what kind of opera it is - damit Sie sich vorstellen können, um welche Art von Oper es sich handelt". Womit er beweist, dass er nicht einfach ein Clown ist, der geschickt Walzer und Lieder verknüpft.

Es sollte nicht vergessen werden, dass zwei seiner beliebtesten Sketche nicht-musikalischer Natur sind: Sprachschöpfungen, in Zahlen verpackt ("I'll go back to Elevenessee.... Three-dleoo.") und phonetische Zeichensetzung, bei welcher eine Passage laut gezischt wird, um wie "fft" zu klingen und ein Ausrufezeichen "fsss fft". Ich habe mich seinerzeit beim erstmaligen Anschauen in einer Fernsehaufzeichnung des NDR gebogen vor Lachen. Wahnsinn! Victor Borge machte es möglich, klassische Musik einer weitgestreuten Hörerschaft zugänglich zu machen, indem er vorführt, dass sie auch urkomisch sein kann. Wenn man es so intelligent versteht, wie er ...

Ich verehre ihn auch heute noch sehr.

Gerd Müller